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Bei Schülerbefragungen zur Unterrichtsqualität wird in der Literatur vielfach von einem verzerrenden Überstrahlungseffekt berichtet, der sich in deutlichen Interkorrelationen bzw. in einer fehlenden faktoriellen Trennung zwischen verschiedenen, auf theoretischer Ebene unterschiedlichen Qualitätsdimensionen des Unterrichts zeigt. Weiterhin lassen Befunde aus der Forschung zur sozialen Urteilsbildung vermuten, dass die von den Lernenden wahrgenommene Wärme, Kooperation, Sozial- und Gemeinschaftsorientierung (Communion) der Lehrkräfte hierbei eine wichtige Rolle spielen könnte. In dieser Arbeit wird eine Schülerbefragung zur Unterrichtsqualität (N = 860) mithilfe von Strukturgleichungsmodellen auf Individual- und Klassenebene auf einen überstrahlenden latenten Faktor zweiter Ordnung hin untersucht. Dabei wird geprüft, ob sich dieser durch die Communion der Lehrpersonen erklären lässt. Die Ergebnisse weisen auf eine hohe Bedeutung der durch die Lernenden wahrgenommenen Communion der Lehrkräfte für den Überstrahlungseffekt hin. Vertiefende Analysen der Effekte auf verschiedenen Aggregationsebenen deuten an, dass für eine Nutzung von Schülerrückmeldungen zur Unterrichtsreflexion stärker auf die Informationen auf Einzelitemebene zurückgegriffen werden sollte, da diese weniger durch die wahrgenommene „Communion“ verzerrt zu sein scheinen.
Schlagwörter: Halo-Effekt – Schülerfeedback – Soziale Urteilsbildung – Unterrichtsqualität