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Sowohl in der Forschung als auch in der schulischen Praxis wird zunehmend auf Schülerfeedback rekurriert, um Auskunft über Unterrichtsqualität zu erhalten. Für die prognostische Validität der auf Klassenebene aggregierten Schülerurteile gibt es insbesondere im Bereich der Sekundarstufe zahlreiche empirische Befunde (z. B. Clausen, 2002). Hinweise auf faktorielle Validität liegen ebenfalls vor, auch für die Primarstufe (Fauth, Decristan, Rieser, Klieme & Büttner, 2014a; Lenske, 2016). Weiterführende Untersuchungen auf Basis von mixed-method-Ansätzen ergaben jedoch, dass es teilweise schwierig ist, die identifizierten Faktoren zu interpretieren, da die dazugehörigen Items im Primarbereich häufig nicht wie intendiert beantwortet werden (Lenske, 2016). Wie Untersuchungen in der Primarstufe zeigen, reicht eine Faktorenstruktur als Validitätshinweis nicht aus und kann für die Unterrichtsentwicklung sogar irreführend sein. Es stellt sich nun die Frage, ob mit dem Übergang in die Sekundarstufe die Schwierigkeiten bezüglich des Verstehens und Beurteilens von Items zur Unterrichtsqualität tatsächlich ausbleiben. Dieser Frage geht der vorliegende Beitrag nach. Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden mittels Probing 14 Schüler/innen der Sekundarstufe im Anschluss an eine Unterrichtsstunde aufgefordert, die Gründe für ihr Kreuz auf dem Fragebogen zu dieser Stunde zu erläutern. Die Resultate der Inhaltsanalyse verdeutlichen, dass es zwischen den Unterrichtsqualitätskriterien deutliche Unterschiede bezüglich des Itemverständnisses gibt. Vergleichbar mit den Untersuchungen zur Primarstufe wurden die Items zu Klassenführung vergleichsweise gut verstanden; Items zu Differenzierung und insbesondere zu kognitiver Aktivierung wurden von der Mehrheit der Schüler/innen hingegen nicht im intendierten Sinn verstanden.
Schlagwörter: Itemverständnis – Kognitive Interviews – Schülerfeedback – Schülerratings – Unterrichtsqualität