Inhalt
Professionelle Unterrichtswahrnehmung gilt als zentrale situationsspezifische Kompetenz von Lehrkräften und als Voraussetzung für professionelles Unterrichtshandeln. Zur Erfassung werden meist videobasierte Instrumente eingesetzt, die sich in der Verwendung geschlossener Ratingitems oder offener Aufgaben unterscheiden. Da erste Studien auf niedrige Zusammenhänge der beiden Formate hindeuten, zielt die Studie darauf ab, diesen Befund für die Lernunterstützung im naturwissenschaftlichen Sachunterricht zu prüfen und in einem Mixed-Methods-Ansatz mögliche Gründe für potentiell niedrige Zusammenhänge zu identifizieren. Hierzu wurden offene und geschlossene Videoanalysen von n = 98 Lehramtsstudierenden vergleichend untersucht und durch (a) die Analyse kognitiver Prozesse in n = 16 Laut-Denken-Interviews, (b) Einschätzungen von n = 25 Studierenden zu den Formaten und (c) die Untersuchung von Zusammenhängen zur Gewissenhaftigkeit ergänzt. Die Ergebnisse bestätigen niedrige Zusammenhänge offener und geschlossener Formate und zeigen, dass die kognitiven Prozesse während der Bearbeitung divergieren. Das offene Format scheint stärker die Interpretation von Ereignissen anzuregen, allerdings auch mit einer gewissenhaften Arbeitsweise konfundiert zu sein. Konträr zu Studien aus anderen Bereichen schneiden die Studierenden im geschlossenen Format schlechter ab und empfinden dieses als schwieriger.
Schlagwörter: Mixed-Methods – professionelle Unterrichtswahrnehmung – Unterrichtsvideos
Professional vision is considered a central situation-specific competence of teachers and a prerequisite for professional teaching. It is typically measured by video-based instruments, which differ in the use of closed rating items or open-ended tasks. Since initial studies indicate low correlations between the two formats, the study aims to verify this finding in the context of instructional support in elementary science education and to identify reasons for potentially low correlations in a mixed-methods approach. For this purpose, open and closed video analyses of n = 98 pre-service teachers were comparatively examined and complemented by (a) the analysis of cognitive processes in n = 16 thinking aloud interviews, (b) n = 25 students‘ evaluations of the formats and (c) the analysis of correlations with conscientiousness. The results confirm low correlations between open and closed formats and reveal that cognitive processes differ during
task processing in the two formats. The open format seems to stimulate the interpretation of events but is also confounded with a conscientious way of working. In contrast to other studies, students perform worse in the closed format and perceive it as more difficult.
Keywords: classroom videos – mixed-methods – professional vision