Inhalt
Der Beitrag bietet einen Überblick über die Entwicklung eines neuen Bereichs der Lehrerbildungsforschung: Die Forschung zum Praxissemester. Zunächst werden vorliegende Untersuchungen zur Nutzung und Wirkung verlängerter Praxisphasen in der Lehrerbildung vorgestellt, um einerseits den Forschungs- und Erkenntnisstand zu sichten und andererseits danach zu fragen, inwieweit sich auf der Basis bisheriger Einsichten die Etablierung eines Praxissemesters in der Lehrerbildung begründen lässt. In einem zweiten Schritt werden Forschungsperspektiven zum Praxissemester im Sinne eines zukünftig weiter auszuarbeitenden Forschungsprogramms skizziert, das weniger die nachgereichte wissenschaftliche Legitimation des Praxissemesters als vielmehr eine umfassende Begleitforschung zur Überprüfung der Nutzung und Wirkung jenseits eines sich abzeichnenden neuen Mythos Praxissemester zum Ziel hat.
Schlagwörter: forschendes Lernen – Lehrerbildung – Lehramtsstudierende – Praxissemester
This contribution outlines the development of a new domain in teacher education research: the research on the student teaching semester. First, we present existing studies on the benefits and effects of extended pedagogical field experiences in teacher education. On the one hand, these studies analyse the state of research and knowledge, on the other hand, they ask to what extent previous insights can provide a bases for establishing the student teaching semester. In a second step, we outline research perspectives on the student teaching semester with a view to extending the research programme in the future. This research programme is not an ex post scientific legitimation of the student teaching semester. It seeks to evaluate the benefits and effects of the looming myth of student teaching semester.
Keywords: preservice teacher – research-based learning – student teaching semester – teacher education
– Ergebnisse einer Studie zur Wirksamkeit des bildungswissenschaftlichen Studiums in Bachelorstudiengängen
Die Standards für die Lehrerbildung (KMK, 2004a, b) dienen Hochschulen dazu, ihre Curricula für das bildungswissenschaftliche Studium an berufsspezifischen Kompetenzen im Sinne von Learning Outcomes auszurichten. Ob die Learning Outcomes in der Gestaltung von Curricula konsequent berücksichtigt werden und welchen Einfluss die Setzungen auf den Aufbau berufsspezifischer Kompetenzen haben, sind bislang noch offene Fragen. Wie diese Orientierung auf den unterschiedlichen Ebenen von Curricula überprüft werden kann, ist Ziel dieses Beitrags. Die Überprüfung erfolgt am Beispiel des bildungswissenschaftlichen Studiums von Bachelorstudierenden in den Lehrämtern der Universität Paderborn, welches mittels qualitativer und quantitativer Verfahren eingehend untersucht wurde. Die Basis für die qualitativen Analysen bilden Studiendokumente (Studienordnungen, Veranstaltungsverzeichnisse). Die quantitativen Analysen basieren auf Daten von 181 Lehramtsstudierenden. Die Ergebnisse der qualitativen Dokumentenanalysen zeigen, dass die intendierten Learning Outcomes (identifiziert im Rahmen der Studienordnungen) in der Lehr-/Lerngestaltung (identifiziert in den Veranstaltungsverzeichnissen) vollständig adressiert werden. Die quantitativen Analysen bestätigen darüber hinaus einen positiven Zusammenhang zwischen den genutzten Lerngelegenheiten und dem bildungswissenschaftlichen Wissen.
Schlagwörter: Bildungswissenschaften – Kompetenzmessung – Lehrerbildung – Lerngelegenheiten
The standards for teacher education (KMK, 2004a, b) serve universities to refer its curriculums to profession-specific learning outcomes. To what extent the learning outcomes are taken into account in arrangements of curriculums and what influence they have on the acquisition of profession-specific competences are still open questions in teacher education. An approach to analyze the orientation of the learning outcomes on the different levels of curriculums is presented in this paper. The analysis is based on qualitative and quantitative methods using the example of Educational Science studies of bachelor student teachers at university of Paderborn. The bases for qualitative analyses were study papers. The quantitative analyses consist of 181 student teachers. The results show that the learning outcomes are formally considered in the teaching and learning methods. Furthermore, the collected data show correlations between the used opportunities to learn and pedagogical knowledge.
Keywords: competence measurement – educational science – opportunities to learn – teacher education
Überzeugungen von Lehrkräften sind fachspezifisch. Welche professionellen Überzeugungen für das Unterrichten im Fach Informatik bedeutsam sind, wurde in einer Interviewstudie mit Experten des Informatiklehramts qualitativ ermittelt. Da die Anforderungen des relativ jungen Unterrichtsfachs mit wenigen Standards eine besondere Herausforderung für Berufsanfänger darstellen, ist das Ziel dieses Beitrags zu klären, welche fachspezifischen Überzeugungen Lehramtsstudierende für bedeutsam halten und wie sich diese von den Überzeugungen der Experten unterscheiden. Dazu wurde eine Interviewstudie mit 11 Lehramtsstudierenden (Novizen) in Informatik durchgeführt, um die Annahmen der Novizen mit den in einer Voruntersuchung ermittelten Expertenaussagen zu vergleichen. Dafür wurde der Ansatz der Expertenstudie auf die Zielgruppe der Studierenden übertragen. Die Interviews wurden in Anlehnung an die Critical Incident Technique geführt und mit Techniken der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen Parallelen bei konstruktivistischen lehr-lerntheoretischen Überzeugungen von Experten und Novizen. Unterschiede zeigen sich vor allem im Grad der Reife und der Differenziertheit der Aussagen. In den epistemologischen Überzeugungen vertreten die Experten im Unterschied zu den Studierenden eine eher prozesshafte Sicht auf das Fach. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass die Novizen ihre Annahmen zu den professionellen Überzeugungen oftmals aus der eigenen Perspektive als Lernende im Fach Informatik herleiten. Das deutet darauf hin, dass der Wechsel in die Rolle des Lehrenden nicht (vollständig) vollzogen ist.
Schlagwörter: epistemologische Überzeugungen – Informatiklehramt – Lehrerüberzeugungen – lehr-lerntheoretische Überzeugungen
Teacher’ beliefs are subject-specific. Which professional beliefs are important for teaching computer science was analyzed qualitatively in an interview study with experts from computer science education. As the requirements of the relatively new subject computer science imply a special challenge for prospective teachers, this article aims to investigate how subject-specific beliefs of novice teachers look like and how they differ from beliefs of experts. Therefore, an interview study was conducted with 11 computer science student teachers (novices) to compare their statements to the previously determined statements of experts for teaching computer science. With these aims, the approach of the expert interview study was applied to the novice study. The interviews were conducted according to the critical incident technique and analyzed by a qualitative content analysis technique. The results show parallels in constructivist learning theoretical beliefs of experts and novices. Differences are shown especially in the level of differentiation and sophistication of the statements. Regarding epistemological beliefs, experts underline a process view to the subject in contrast to the novice teachers. Furthermore, results show that novices often report their assumptions from the learners’ perspective in computer science. This indicates that the change into the teachers’ perspective is not yet accomplished.
Keywords: beliefs for teaching and learning – computer science teacher education – epistemological beliefs – teachers’ beliefs
– ein zweischneidiges Schwert für die psychische Gesundheit von Lehrern?
Stressassoziierte Gesundheitsstörungen sind im Lehrberuf weit verbreitet. Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, ob berufliche Sinnerfüllung und Generativität, zusätzlich zu Persönlichkeitsmerkmalen und sozialer Unterstützung, Merkmale adaptiver Stressbewältigung und Burnoutgefährdung bei Lehrern erklären können. Anhand einer Stichprobe von 300 österreichischen Pflichtschullehrern zeigte sich, dass berufliche Sinnerfüllung in einem Zusammenhang sowohl mit Merkmalen adaptiver Stressbewältigung als auch mit Merkmalen von Burnoutgefährdung steht. Berufliche Sinnerfüllung war, auch nach Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen und sozialer Unterstützung, der beste Prädiktor für adaptive Stressbewältigung. Generativität sagte hingegen jene Merkmale von Burnoutgefährdung besonders gut vorher, die mit (übermäßiger) Leistungsbereitschaft assoziiert sind. Geringe Distanzierungsfähigkeit wurde hingegen nur von Persönlichkeitsmerkmalen vorhergesagt. Es wird angeregt, in zukünftigen Forschungsarbeiten die Bedeutung von beruflicher Sinnerfüllung und Generativität für die psychische Gesundheit von Lehrern genauer zu untersuchen.
Schlagwörter: adaptive Stressbewältigung – berufliche Sinnerfüllung – Burnout – psychische Gesundheit
Health malfunctioning caused by stress is widespread among teachers. The present study analyzes whether finding meaning within their profession and generativity can explain adaptive stress management and the risk of burnout in addition to personality traits and social support. Using a sample of 300 Austrian compulsory school teachers, teachers’ work-related fulfillment predicted characteristics of adaptive stress management and characteristics indicating risk of burnout, even when controlled for personality traits and social support. Finding meaning in work was the best predictor for adaptive stress management. Generativity especially predicted those characteristics of risk of burnout that are related to performance. However, low ability to dissociate was predicted only by personality traits. It is suggested that further research should investigate the importance of finding meaning in work and of generativity for the psychological health of teachers.
Keywords: adaptive coping with stress – burnout – meaning of work – psychological health
Vertreterinnen und Vertreter der 1. und 2. Lehrerausbildungsphase haben am Ausbildungsstandort Paderborn für die Abstimmung von Universitäten und Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung ein kompetenzorientiertes Berufsfähigkeitsprofil für angehende Lehrkräfte im Bereich der allgemeinen pädagogischen Kompetenz entwickelt. Auf der Grundlage der KMK-Kompetenzen und Standards für die Bildungswissenschaften (KMK, 2004) wurden für die Lehrerausbildung niveau- und entwicklungsbezogene Kompetenzziele formuliert. Zunehmende Handlungskomplexität und das Ausmaß zu erwartender selbstständiger Handlungen stellen die Strukturierungsmaximen der angestrebten kumulativen Ausbildung dar. Neben der Darstellung des Entwicklungsprozesses wird in diesem Artikel erstmalig das Profil selbst in Auszügen veröffentlicht.
Schlagwörter: allgemeine pädagogische Kompetenz – angehende Lehrkräfte – Berufsorientierung – bildungswissenschaftliche Standards
Teacher educators of the first and second phase of the German teacher education system developed a competence-oriented capability profile for future teachers in the area of general pedagogical knowledge (GPK). This profile is the basis of the coordination between the university and the teacher’s training college in Paderborn. Level- and development-related competences were formulated based on the competencies and standards for educational sciences (KMK, 2004). Guidelines for the aspired cumulative education process were the complexity of actions and the extent of autonomy. Beside the description of the process of development the profile itself is in parts presented in this article for the first time.
Keywords: educational sciences standards – future teachers – general pedagogical knowledge – vocational orientation
Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung