Lehrerbildung auf dem Prüfstand 2017 – 10 (2)

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Inhalt

Elisabeth Seethaler
Lehrer-/Selbstwirksamkeit und Klassenführung – eine Längsschnittstudie
Sind lehrer-/selbstwirksame Lehramtsstudierende erfolgreicher in ihrem pädagogischen Handeln?

Ausgehend von dem geltenden Experten-Paradigma der Lehr-Lernforschung werden Persönlichkeitsdispositionen von Lehramtsstudierenden sowie ihre Klassenführungsqualitäten diskutiert. Ziel des Beitrags ist es, Zusammenhänge und Einflüsse von Selbstwirksamkeit, Lehrer-Selbstwirksamkeit und Klassenführung von Studierenden aufzuzeigen. Die seit 2010 laufende Längsschnittstudie beinhaltet quantitative Erhebungen aus sechs Messzeitpunkten, die mit sechs Messinstrumenten durchgeführt wurden. Die Untersuchung gliedert sich in zwei Phasen: Phase A Ausbildungszeit (2010-2015) und Phase B Berufsfeld (2017-2022). In diesem Beitrag werden die Befunde aus Phase A diskutiert, in die 314 Studierende und, als externe Evaluatoren, 299 Praxisschullehrpersonen sowie 10 086 Schüler eingebunden sind. Die Ergebnisse aus Phase A belegen: Zwischen Selbstwirksamkeit und Lehrer-Selbstwirksamkeit bestehen statistisch relevante Zusammenhänge. Des Weiteren haben einerseits, bezogen auf die Selbsteinschätzungen, Selbstwirksamkeit und Lehrer-Selbstwirksamkeit Einfluss auf eine erfolgreiche Klassenführung. Andererseits wird dieser Einfluss durch die Fremdeinschätzungen (externe Evaluatoren) nicht bestätigt.

Schlagwörter: Klassenführung – Lehrerbildung – Lehrer-/Selbstwirksamkeit – Schulpraxis

Based on the expert-paradigm of contemporary teaching-learning research, this quantitative study examines teacher trainees’ personality as well as their classroom management skills. In order to assess how self-efficacy and/or domain-specific teacher self-efficacy interact and to what extent these variables contribute to a trainee’s successful classroom management during his or her teaching practice, data of 314 teacher trainees, 299 teachers (external evaluators) and 10 086 pupils was gathered within the scope of two phases: Phase A, the vocational training period (2010-2015), and Phase B, the working period (2017-2022).  Measurement was conducted six times between 2010 and 2015, whereas six tools were applied.
Respective data provides evidence of a significant correlation between self-efficacy and teacher self-efficacy, since it revealed that (teacher-)efficacious trainees consider themselves more successful in their pedagogical intervention and acting, compared to their colleagues. Yet, external assessment involving pupils and teachers could not furnish proof of self-efficacious students’ better performance.

Keywords: classroom management – self-efficacy – teaching practice – teacher training

Manuela Keller-Schneider
Die Wahrnehmung von Anforderungen durch Lehrpersonen in der Berufseinstiegsphase im Vergleich mit angehenden und erfahrenen Lehrpersonen

Professionalisierung von Lehrpersonen erfolgt nicht nur im Rahmen der Ausbildung, sondern erstreckt sich auf die gesamte Berufsbiographie. Der Beruf hält auch in späteren Phasen Herausforderungen bereit, die es zu bearbeiten gilt. Inwiefern berufliche Anforderungen stresstheoretischen Zugängen folgend berufsphasenspezifisch wahrgenommen werden, ist bislang wenig erforscht. An diesem Punkt setzt diese explorative Studie an und untersucht, inwiefern Lehrpersonen in unterschiedlichen Phasen die Bearbeitung von spezifischen beruflichen Anforderungen aus den Perspektiven der Wichtigkeit, des subjektiven Kompetenzerlebens und der Intensität der Auseinandersetzung (Beanspruchung) unterschiedlich einschätzen. Dazu wurden 718 Lehrpersonen in drei berufsbiographischen Phasen (angehende, berufseinsteigende und erfahrene Lehrpersonen) mittels Fragebogen befragt.
Ergebnisse zeigen, dass es den berufseinsteigenden Lehrpersonen aus subjektiver Sicht gelingt, trotz zunehmender Komplexität der beruflichen Anforderungen diese zu bewältigen. Im Vergleich mit den Einschätzungen von angehenden und erfahrenen Lehrpersonen gelingt es ihnen jedoch weniger gut. In den Einschätzungen der Wichtigkeit und der Beanspruchung zeigen sich Tendenzen von geringen Unterschieden, die nur bedingt einer Systematik unterliegen und auf eine Regulation von beruflichen Anforderungen verweisen.

Schlagwörter: Berufsanforderungen – Berufseinstieg – Lehrpersonen – Professionalisierung

Professional development of teachers does not only take place during preservice education but also during their entire professional biography. Teachers at later stages are being challenged by job demands as well. So far it is not clear, how professional demands, based on the model of stress and coping, are perceived by teachers at different career stages. The present exploratory study focuses on this question and investigates teachers’ perception concerning the importance, their success and their feeling of being stressed by mastering professional demands. 718 teachers at different stages (student teachers, beginning and experienced teachers) were surveyed about their perception of professional demands.
Results show, that beginning teachers feel capable of mastering the demands. However, compared to student teachers and experienced teachers they feel less competent. Concerning the importance of the demands and concerning coping with stress, there are only slight differences, and no systematic pattern is visible. Dealing with job demands appears to be adjustable.

Keywords: career entry phase – job demands – professional development – teacher

Carolin Flender, Patrick Bredebach, Markus Kötter und Matthias Trautmann
Der Workload im Lehramtsbachelor: Befunde einer Zeitbudgetstudie

Der Beitrag thematisiert die zeitliche Nutzung des Lernangebots im universitären Lehramtsstudium. Als Datenbasis dienen 251 Zeittagebücher von Lehramtsstudierenden, die mithilfe eines Online-Instruments über ein Semester hinweg täglich ihren Arbeitsaufwand für das Studium erfassten. Des Weiteren wurden mit 65 dieser Studierenden Gruppendiskussionen zu den Themen Workload und diesbezüglicher Erklärungsansätze geführt. Verglichen mit den standardisierten Anforderungen zeigt sich insgesamt ein geringer Arbeitsaufwand bei hoher Varianz zwischen den Studierenden. Dabei nehmen die meisten Studierenden ihre Arbeitsbelastung als hoch wahr. Als belastende Faktoren, die eine inhaltliche Auseinandersetzung erschweren und den zeitlichen Aufwand für das Studium begrenzen, gelten insbesondere Fragen der Studienorganisation und Irritationen über den Nutzen eines Studiums für den Lehrerberuf.

Schlagwörter: Bologna – Lehramtsstudium – Workload – Zeitbudgetstudie

This study deals with student workload in teacher education. Data were generated via online logs of 251 future teachers who recorded their study workload on a daily basis, and by group discussions with 65 students about stress perceptions and explanations of their workload. Compared with standardized requirements, results showed overall low time investments coupled with high variance between students. However, most students perceived their stress through academic studies to be high. Strainful aspects especially include curriculum organization as well as irritations about the meaning of university studies in preparing to become a teacher.

Keywords: Bologna – demands – teacher education – workload

Martin Rothland, Ina Biederbeck, Anna Grabosch und Nathalie Heiligtag
Das Autonomie-Paritäts-Muster bei Lehramtsstudierenden

Der Beitrag geht der Frage nach, ob sich auf der Basis einer Stichprobe von N = 827 deutschen Lehramtsstudierenden das Autonomie-Paritäts-Muster in der ersten Phase der Lehrerbildung auffinden und eine ähnliche Clusterstruktur mit vergleichbaren Untergruppen identifizieren lässt wie bei angehenden Lehrerinnen und Lehrern in Österreich (Eder, Dämon & Hörl, 2011) bzw. wie bei im Beruf stehenden Lehrkräften in Deutschland und Österreich (Altrichter & Eder, 2004; Soltau, Berthe & Mienert, 2012). Des Weiteren wird danach gefragt, ob und in welchem Maße spezifische, im Zusammenhang mit der Kooperation im Lehrerberuf generell sowie mit sozialem, kooperativen Verhalten bzw. Handeln stehende Einstellungen, Verhaltensabsichten und Kompetenzeinschätzungen die Vorhersage der Wahrscheinlichkeit beeinflussen, einer der zu identifizierenden Untergruppen anzugehören.

Schlagwörter: Autonomie-Paritäts-Muster – Kooperation – Lehrerbildung – Lehramtsstudierende

This paper focuses on the question if the autonomy-parity-pattern can be verified within a sample of N = 827 German teacher training students. Furthermore it examines if the autonomy-parity-pattern of teacher training students exhibits similar cluster-structures, consisting of subcategories, as could be found within a group of Austrian teacher training students (Eder et al., 2011) as well as within a group of experienced teachers in Germany and Austria (Altrichter & Eder, 2004; Soltau et al., 2012). Another focus is set on the question if and to what extent the prediction of likelihood of belonging to one of the subcategories is influenced by specific attitudes, intentions and ways to assess competencies being generally linked to cooperative behavior of teachers.

Keywords: autonomy-parity-pattern – cooperation – teacher education – teacher training students

Michaela Artmann, Petra Herzmann, Markus Hoffmann und Matthias Proske
Sprechen über Unterricht –
Wissenskommunikation in einem kasuistischen Format der universitären Lehrerbildung

Unser Forschungsprojekt untersucht Lehrerbildung als soziale Praxis im Sinne von „in-situ-Prozessen“ der Vermittlung und Aneignung von Professionswissen. Rekonstruiert wird das Kommunikationsgeschehen in einem kasuistisch angelegten Seminar der universitären Lehrerbildung. Das Seminar intendierte, videographierte Unterrichtsfälle anhand von wissenschaftlichen Texten zu erschließen. Anhand von wiederum videographierten Seminarinteraktionen rekonstruieren wir, wie die Verknüpfung von kasuistischem Material und theoriebezogenen Analyseperspektiven im Seminar kommunikativ bearbeitet wird. Ausgehend von unseren Befunden diskutieren wir die Herausforderungen kasuistischer Lehrerbildung am Lernort Universität.

Schlagwörter: Kasuistik – Professionalisierung – Videographie – Wissenskommunikation

Our research project examines teacher training as a social practice in the sense of „in-situ-processes“ of the transfer and acquisition of professional knowledge. We reconstruct the communication process within a casuistic seminar of university teacher training. The seminar intended to analyse videotaped school lessons on the basis of scientific texts. Based on in turn videotaped seminar interactions, we reconstruct how the linking of casuistic material with theory-related analysis perspectives is being communicatively processed within the seminar. According to our results we discuss the challenges arising out of casuistic teacher education at the university.

Keywords: casuistry – knowledge communication – professionalism – videography

Petra Richey, Samuel Merk, Thorsten Bohl, Marc Kleinknecht und Timo Leuders
Videobasierte Lehrerfortbildungen –
Wirkt sich die Arbeit mit eigenen oder fremden Unterrichtsvideos auf motivational-affektive Prozesse und die Zufriedenheit der Lehrkräfte aus?

Der Beitrag thematisiert die Auswirkungen des Medientyps (eigenes oder fremdes Video) auf motivational-affektive Prozesse im Rahmen videobasierter Lehrerfortbildungen. Die Annahme, der Medientyp initiiere unterschiedliche motivational-affektive Prozesse ist bislang nicht hinreichend bestätigt. Da motivational-affektive Prozesse wichtige personenbezogene Determinanten wirksamer Lehrerfortbildungen darstellen, wurde eine Onlinefortbildung mit eigenen und fremden Unterrichtsvideos entwickelt und mit 89 Mathematiklehrkräften durchgeführt. Im Beitrag werden Annahmen und Befunde zur Auswirkung des Medientyps sowie die Bedeutung motivational-affektiver Prozesse für die Wirksamkeit von Lehrerfortbildungen behandelt. Abschließend werden die Auswirkungen des Medientyps auf motivational-affektive Prozesse der Lehrkräfte der Onlinefortbildung präsentiert.

Schlagwörter: eigene und fremde Unterrichtsvideos – Lehrerfortbildung – motivational-affektive Prozesse – Wirksamkeit

The article focuses on the impact of the media type (videos of one’s own teaching or of other teachers’ teaching) on teachers’ motivational-affective processes in the context of video-based professional development. The assumption the media type triggers different motivational-affective processes has not been sufficiently demonstrated. However, motivational-affective processes are essential personal determinants of effective teacher training. Therefore, an online training with both media types has been developed and carried out with 89 maths teachers. The article focuses on the importance of motivational-affective processes for teachers’ learning. Finally, the impact of the media type on motivational-affective processes of the teachers of the online training will be presented.

Keywords: classroom videos – teacher training – motivational-affective processes – effectiveness

Bibliographische Angaben

Autor*innen Elisabeth Seethaler
Manuela Keller-Schneider
Carolin Flender
Patrick Bredebach
Markus Kötter
Matthias Trautmann
Martin Rothland
Ina Biederbeck
Anna Grabosch
Nathalie Heiligtag
Michaela Artmann
Petra Herzmann
Markus Hoffmann
Matthias Proske
Petra Richey
Samuel Merk
Thorsten Bohl
Marc Kleinknecht
Timo Leuders
Band/Heft 2
Erscheinungsjahr 2017
Jahrgang 10
ISSN 1867-2779
Seiten 128
Sprache Deutsch
Bindung Softcover