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Berufsleute aus anderen Berufsfeldern sind für die Lehrerbildung insbesondere in Zeiten des wiederkehrenden Lehrermangels eine wichtige Zielgruppe. Zum einen tragen diese Berufswechsler dazu bei, den Bedarf an qualifiziertem Lehrpersonal zu decken, zum anderen liefern die wenigen Studien zu Berufswechslern erste Hinweise darauf, dass Lehrkräfte mit Vorberuf durch ihre Vorbildung und Berufserfahrung Kompetenzen und Ressourcen in den Lehrberuf einbringen, die sich in ihrer beruflichen Entwicklung und ihren weiteren Karriereentscheidungen niederschlagen (vgl. z. B. Chambers, 2002; Tigchelaar, Brouwer & Vermunt, 2010). Dennoch gibt es bisher nur wenige gesicherte empirische Daten darüber, wie sich Lehrkräfte mit Vorberuf in ihrem neuen Beruf etablieren und wie sie mit den beruflichen Anforderungen umgehen. Um diese Frage anzugehen, wurden 297 regulär ausgebildete Lehrkräfte 7 bis 10 Jahre nach der Diplomierung zu Kompetenzeinschätzungen, Beanspruchungswahrnehmung und subjektiver Bedeutung von Berufsanforderungen befragt, davon gut ein Drittel Lehrkräfte mit Vorberuf. Diese fühlen sich im Vergleich zu Lehrkräften im Erstberuf ebenso kompetent und schätzen die Anforderungsbereiche als vergleichbar wichtig ein, fühlen sich aber insgesamt weniger stark beansprucht, insbesondere, was Elterngespräche und die individualisierende Vermittlung im Unterricht angeht. Als relevante Einflussfaktoren hierbei zeichnen sich das höhere Lebensalter und die höheren allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartungen der Lehrkräfte mit Vorberuf ab. Um zu untersuchen, welche weiteren Merkmale darüber hinaus zu der geringeren Beanspruchung beitragen, ist weiterführende Forschung notwendig.
Schlagwörter: Beanspruchung – Lehrkräfte mit Vorberuf – Professionalisierung von Lehrpersonen – Quereinsteiger