Inhalt
Professionelles Beratungshandeln bedarf eines umfassenden grundlegenden Wissens. Um Klient*innen beistehen und deren Situation adäquat einschätzen zu können, müssen Berater*innen u. a. über Wissen zu möglichen Problemlagen und deren Entstehungsbedingungen sowie möglichen Unterstützungs- und Interventionsangeboten verfügen. Der Erwerb dieses grundlegenden deklarativen Wissens und dessen Transformationen während der beruflichen Entwicklung der Berater*innen ist noch kaum untersucht worden. So ist nicht geklärt, ob dieses nach und nach verfällt und durch erfahrungsbasierte Wissensformen abgelöst wird oder ob es sich mit zunehmender Erfahrung auf eine Art und Weise verändert, auf welche es in beruflichen Handlungssituationen adäquat angewandt werden kann. Im Beitrag wird ein spezifischer Prozess der Wissensentwicklung untersucht, der in anderen professionellen Domänen identifiziert wurde: der Prozess der Wissensenkapsulierung. In Handlungsdomänen wie der Medizin ist dieser als ein der Entwicklung von Expertise zugrundeliegender Prozess belegt. Das Ziel der vorgelegten Studie war es, zu untersuchen, ob ähnliche Transformationsprozesse auch im Bereich der psychosozialen und pädagogischen Beratung feststellbar sind. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass erfahrene Berater*innen beim Bearbeiten von Fällen auf Formen enkapsulierten Wissens zurückgreifen. Gleichzeitig ergaben sich Hinweise auf domänenspezifische Besonderheiten.
Schlagwörter: Beratungskompetenz – Expertiseforschung – Professionalisierung – Wissensenkapsulierung