Inhalt
Im Fokus: potenzielle Geschlechtsunterschiede und eine Mediationshypothese
Ausgehend von Pekruns Kontroll-Wert Ansatz zu Leistungsemotionen (KWALE) untersuchte diese Studie zum einen potenzielle Geschlechtsunterschiede hinsichtlich subjektiver Kontrolle, subjektiver Valenz, Lernfreude und lernbezogenen Engagements im Fach Mathematik (Messinvarianz, Invarianz der latenten Mittelwerte, Invarianz der strukturellen Zusammenhänge). Zum anderen stand die im KWALE formulierte Hypothese im Fokus, wonach Lernfreude die positiven Effekte von subjektiver Kontrolle und subjektiver Valenz auf das lernbezogene Engagement in Mathematik vermittelt. Es wurden die im Zeitraum eines Jahres mittels Fragebogen erhobenen Daten von 431 Schülern der 7. und 8. Schulklasse (drei Erhebungszeitpunkte) mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen sowie Strukturgleichungsmodellen ausgewertet. Multigruppenvergleiche bestätigten, dass bezogen auf Mädchen und Jungen partielle skalare Messinvarianz besteht. Wie in bisherigen Studien wiesen Jungen höhere Mittelwerte in mathematikbezogener subjektiver Kontrolle, subjektiver Valenz und Lernfreude auf als Mädchen. Der erwartete, inverse Mittelwertunterschied im lernbezogenen Engagement im Fach Mathematik bestätigte sich jedoch nicht. Vielmehr berichteten die Jungen auch hier einen höheren Mittelwert als Mädchen. Wie angenommen erwiesen sich die strukturellen Zusammenhänge der Konstrukte für Mädchen und Jungen als invariant. Auch bestand datenbasierte Evidenz für die postulierte Mediationshypothese. Letzteres impliziert, das (schulische) Interventionen zur Verbesserung des lernbezogenen Engagements in Mathematik sowohl direkt beim Engagement als auch bei seinen motivational-affektiven Antezedenzien ansetzen können.
Schlagwörter: geschlechtsbezogene Invarianz – lernbezogenes Engagement in Mathematik – Mediation – motivational-affektive Antezedenzien des Engagements
On the basis of Pekrun’s Control Value Theory of Achievement Emotions (CVTAE), this study first examined potential gender differences in terms of subjective control, subjective value, enjoyment of learning and learning-related engagement in mathematics (measurement invariance, invariance of latent means and invariance of structural relationships). It additionally focused on the hypothesis formulated by the CVTAE which claims that enjoyment of learning mediates the positive effects of subjective control and subjective value on learning-related engagement in mathematics. Data collected from 431 grade 7 and 8 students via questionnaires (three measurement time points) was analyzed using confirmatory factor analyses and structural equation modeling. Multiple-group analyses confirmed that partial scalar measurement invariance exists with respect to boys and girls. As in previous studies, on average, boys reported higher levels of mathematics-related subjective control, subjective value and enjoyment of learning than girls. However, the expected inverse mean difference in learning-related engagement in mathematics was not confirmed. In fact, boys reported more learning-related engagement than girls. As expected, the structural relationships of the constructs proved to be invariant across gender. There was also data-based evidence for the postulated mediation hypothesis. The latter implies that (school) intervention strategies to promote learning-related engagement in mathematics can be directly applied to the engagement itself, as well as to its motivational-affective antecedents.
Keywords: gender-based invariance – learning-related engagement in mathematics – mediation – motivational-affective antecedents of engagement
Mit einer experimentellen Studie wurde untersucht, ob die globale Textkohäsion ein Angebot für Schüler aus neunten Klassen darstellt, womit ihnen das Sachtextverständnis erleichtert wird. Analysiert wurde, welche Schüler hinsichtlich allgemeiner soziokultureller und migrationsspezifischer Lesevoraussetzungen von den Textoptimierungen profitieren. Zwei Versionen eines Sachtextes wurden als unabhängige Variable miteinander verglichen: eine global kohäsive und eine global inkohäsive Version. Als abhängige Variable wurde das Leseverständnis erhoben. Der Zeitpunkt des Deutscherwerbs, die Familiensprache und der häusliche Buchbesitz wurden als Lesevoraussetzungen erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schüler hinsichtlich dieser einbezogenen Lesevoraussetzungen unterschiedlich stark von der globalen Textkohäsion profitieren. Die Befunde werden hinsichtlich möglicher Konsequenzen für die Gestaltung von Unterrichtstexten und eines systematischen Leseunterrichts diskutiert.
Schlagwörter: Leseverständnis – Lesevoraussetzungen – Textkohäsion – Textverständlichkeit
In an experimental study it was investigated if global text cohesion serves a means to foster expository reading comprehension of students attending 9th grade. It was analyzed, which students profit from global text cohesion when sociocultural and migration-specific reading prerequisites are considered. The independent variable consisted of two expository text versions that were compared: a globally cohesive and a globally incohesive text. Reading comprehension was the dependent variable. The acquisition of the German language, the family language and the amount of books in the family were assessed as reading prerequisites. Results show that students profit differently from global text cohesion regarding these prerequisites. The findings are discussed in terms of potential consequences for producing texts for school and a systematic reading instruction.
Keywords: text cohesion – text comprehensibility – reading comprehension – readers’ prerequisites
Alle einschlägigen Studien zeigen, dass sowohl die psychische Belastung von Erziehern als auch die damit verbundenen negativen Beanspruchungsfolgen im Vergleich zu vielen anderen Berufen weit überdurchschnittlich sind. Die empirischen Untersuchungen zur psychischen Belastung von Erziehern beschränken sich auf Querschnittsanalyen von Personen, die den Beruf ausüben. Gesundheitsgefährdende Verhaltens- und Erlebensweisen, die schon während der Ausbildung bestehen, wurden bisher nicht berücksichtigt. In der vorliegenden Studie wird das Ausmaß von psychischer Belastung von Studierenden in der Erzieherausbildung untersucht und analysiert, inwieweit die Tätigkeits- und Organisationsstruktur der Ausbildung als Belastungsfaktoren wahrgenommen werden.
126 Studierende die sich in den ersten beiden, fachtheoretisch geprägten, Jahren der Erzieherausbildung befanden, haben sowohl Schaarschmidts und Fischers (2008) AVEM-Fragebogen zur Messung von arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern als auch eine angepasste Version des von Prümper, Hartmannsgruber und Frese (1995) entwickelten Fragebogens zur Tätigkeitsanalyse ausgefüllt.
In der Auswertung wird deutlich, dass eine große Zahl der angehenden Erzieher schon vor dem Eintritt in den gewählten Beruf an Überforderung, einem eingeschränkten Lebensgefühl, verminderter Widerstandskraft gegenüber Belastungen, Erschöpfung und Resignation leidet. Im Vergleich mit Studierenden und Auszubildenden in anderen Ausbildungsgängen weisen sie in fast allen AVEM-Dimensionen ungünstigere Werte auf. Besonders deutlich sind die Unterschiede in der Verausgabungsbereitschaft und der Distanzierungsfähigkeit. Es lässt sich feststellen, dass Studierende mit Risikomuster nahezu alle Aspekte der Arbeits- und Organisationsstruktur der Ausbildung signifikant negativer bewerten als Studierende mit Gesundheitsmuster.
Schlagwörter: Belastung – Erzieher – Stress – Verhalten
All relevant studies show that psychological stresses and related negative strains are far above average in day care teachers compared to many other occupational groups. Empirical research regarding psychological stresses of day care teachers, however, is limited to studies concerning persons already working in that occupation. Behavior and experience related health risks already existing during their training have not yet been considered. This study examines the magnitude of psychological stresses of students of day care teaching and analyses to what extent the occupational and organizational structure of their training are being experienced as stress factors. 126 students in their first two years of training which mainly encompass theoretical aspects answered both Schaarschmidt’s and Fischer’s AVEM-Questionnaire for Measuring Work-Related Behavior and Experience Patterns as well as an adapted version of the Short Questionnaire for Work Analysis by Prümper, Hartmannsgruber and Frese (1995). The analyses of the questionnaire shows that a large number of prospective day care teachers feel over-challenged and experience a restricted satisfaction with life, reduced resilience, exhaustion and resignation even before working in day care. Compared to students and trainees of other courses, they show more unfavourable results in almost all dimensions of the AVEM-questionnaire. The differences are most apparent regarding the willingness to work until exhaustion and distancing ability. It can be said that students with a risk pattern assess nearly all factors of the occupational and organizational structures more negatively than students with a health pattern.
Keywords: strain – stress – students of day care teaching – work-related behavior
Die Frage, ob Sekundarstufenschüler in der Lage sind, über ihren Lernstrategieeinsatz mittels Fragebögen Auskunft zu geben, wird kontrovers diskutiert. Es gibt Hinweise darauf, dass nah an der konkreten Lernsituation liegende Erfassungsmethoden validere Auskünfte ermöglichen als Verfahren, die Strategieeinsatz als allgemeine Strategieneigungen erheben. Für die vorliegende Studie wurde auf Basis bestehender Instrumente ein für die aufgabenbezogene Erfassung der kognitiven Lernstrategien (Elaborations-, Organisations- und Memorierstrategien) adaptierter Fragebogen entwickelt. Im Geschichtsunterricht von 10 Realschulklassen (N = 248; Jahrgangsstufe 8) wurde bei drei Lernaufgaben, die den Schülern randomisiert zugewiesen wurden, geprüft, ob diese je nach Aufgabe unterschiedlichen Lernstrategieeinsatz berichten. Als Referenzniveau wurde eine Experteneinschätzung (N = 11) des adäquaten Strategiegebrauchs zugrunde gelegt und die Diskrepanzen zwischen Expertenmaß und Schülerangaben mittels Differenzbildung berechnet. Die Nutzung kognitiver Lernstrategien variierte zwischen den Aufgaben bei einzelnen Items, nicht jedoch hinsichtlich der Gesamtskalen. Es fanden sich bedeutsame Unterschiede im berichteten Strategiegebrauch der Schüler und den Strategieerwartungen der Expertengruppe. Der Einsatz eines aufgabenbezogenen Inventars wird vor dem Hintergrund der Befunde diskutiert.
Schlagwörter: Aufgaben – kognitive Lernstrategien – Lernstrategiegebrauch
Whether or not students are able to report their use of learning strategies by means of questionnaires is a problem widely being discussed in educational research. Usually strategy use is surveyed as a global strategy orientation. However, some recently conducted studies achieved more valid reports by measuring strategy use closely related to a specific task. Based on existing questionnaires in this study we designed a questionnaire as an adaptation of items to a task-specific version to measure the use of cognitive learning strategies (i. e. organization, elaboration, and memorization). The study was conducted in 10 secondary school history classes (N = 248 8th-graders) by randomly assigning the students to one of three tasks. The research question was whether students’ reported strategy use differs between the three tasks. In order to achieve external validation 11 experts (6 teachers, 5 university teachers) additionally assessed the tasks with regard to adequate strategies to successfully solve the task. Results show that the strategy use of students varied between the tasks concerning specific items, but not concerning the complete scale. We found significant differences between student strategy use and the expert assessment of the reasonable learning activities solving the task. Regarding the results, the suitability of a task specific inventory is discussed.
Keywords: cognitive learning strategies – learning task – use of learning strategies
Mittlerweile werden in vielen Bundesländern neben fachlich-inhaltlichen Kenntnissen und Fähigkeiten auch überfachliche Kompetenzen in schulischen Abschlussprüfungen berücksichtigt und bewertet. Gleichwohl liegen bislang kaum empirische Befunde zur Umsetzungspraxis in den Schulen und zur Akzeptanz dieser neuen Prüfungsformate durch die beteiligten Akteure vor. Die hier vorgestellte Studie untersucht anhand querschnittlich erhobener Daten von 350 Realschullehrkräften in Baden-Württemberg zur Fächerübergreifenden Kompetenzprüfung, inwieweit sich die subjektive Einschätzung von Lehrpersonen zu strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingen der neuen Prüfung sowie individuelle Persönlichkeitsmerkmale auf die Einstellung zur Prüfung sowie auf die erlebte Belastung im Zusammenhang mit diesem Prüfungsformat auswirken.
Schlagwörter: Fächerübergreifende Kompetenzen – Lehrereinstellung – Prüfung – Realschule
Apart from the subject-related knowledge and abilities, cross-curricula-competencies in school final examinations are taken into account and evaluated. Nevertheless, there is only a little empirical evidence of how these examinations are implemented in school practice, what experiences the participants have had so far and how they assess the benefits of these tests. On the basis of cross-sectional collected data from 350 high-school teachers in Baden-Württemberg, the present study analyzes the factors that influence teachers’ attitudes with regard to this new way of assessment and the experienced stress associated with this test format.
Keywords: cross-curricula-competencies – examination – teachers’ attitude – secondary school
Ausgangspunkt der kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik Nachhilfe ist die Studie von Klemm und Hollenbach-Biele (2016). Anhand von sieben Positionen, welche der Studie selbst entnommen wurden, werden deren Ausgangspunkte, Schlussfolgerungen und Einschätzungen kritisch hinterfragt und teilweise widerlegt.
Schlagwörter: Nachhilfe