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Kinder mit türkischem Migrationshintergrund (MH) weisen schon in der Grundschule deutliche Lesedisparitäten im Vergleich zu Kindern ohne MH auf. Dies kann vor allem auf niedrigere sprachliche Kompetenzen in der Unterrichts- und Verkehrssprache (Deutsch) zurückgeführt werden. Häufig wird statt einer Testung die zu Hause gesprochene Sprache erfragt und als Proximalmaß für die Kompetenz in der Unterrichts- und Verkehrssprache verwendet. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob sich für Kinder mit türkischem MH bereits in der Grundschule Unterschiede im Leseverständnis in Abhängigkeit von der Sprachnutzung in der Kommunikation mit verschiedenen Familienmitgliedern nachweisen lassen. Hierzu wurden im Rahmen des Projekts BiPeer 186 Kindern mit türkischem MH nach den zu Hause mit Vater, Mutter und Geschwistern gesprochenen Sprachen gefragt. Es zeigte sich, dass die Kinder mit ihren Geschwistern häufiger Deutsch sprechen als mit ihren Eltern. Lediglich wenn in der Kommunikation mit dem Vater – nicht aber mit der Mutter oder den Geschwistern – häufiger das Deutsche als das Türkische gewählt wird, findet sich ein positiver Zusammenhang mit dem Leseverständnis der Kinder. In multivariaten Regressionsanalysen ließ sich allerdings unter Kontrolle des Geschlechts, der Jahrgangsstufe, der kognitiven Fähigkeiten sowie des Deutsch-Wortschatzes kein signifikanter Zusammenhang mehr zwischen der Sprachnutzung in der Kommunikation mit dem Vater und dem Leseverständnis identifizieren. Vor diesem Hintergrund wird die gängige Praxis diskutiert, die familiäre Sprachnutzung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Proximalmaß für Kompetenzen in der Verkehrs- oder Unterrichtssprache zu nutzen.
Schlagwörter: Leseverständnis – Familiensprache – Migrationshintergrund – Grundschule