Lehrerbildung auf dem Prüfstand 2014 – 7 (2):

Anforderungen, Belastungen und Ressourcen im Lehrerberuf

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Inhalt

Ewald Kiel und Sabine Weiß
Anforderungen, Belastungen und Ressourcen im Lehrerberuf
Ulrich Heimlich und Kathrin Wilfert de Icaza
Qualität inklusiver Schulentwicklung
– Erste Konsequenzen für die Lehreraus- und -weiterbildung

Inklusive Schulen sind auf eine gute Qualität ihres Bildungsangebotes angewiesen. Im Rahmen des „Begleitforschungsprojektes Inklusive Schulentwicklung (B!S)“ wird deshalb eine „Qualitätsskala zur inklusiven Schulentwicklung (QU!S)“ erarbeitet. Im folgenden Beitrag wird der Konstruktionsprozess der Skala vorgestellt. Außerdem werden erste Ergebnisse aus dem QU!S-Pretest an 10 Schulen aller Schulformen in Bayern präsentiert. Inklusive Schulentwicklung als Mehrebenenmodell liegt auch den Überlegungen zu ersten Konsequenzen für die Lehrerbildung zugrunde.

Schlagwörter: inklusive Qualität – inklusive Schule – Lehrerbildung – Schulentwicklung

Inclusive schools have to be based on a high educational quality. Therefore, in the framework of the research project “Inclusive School Development“, a “Quality Scale of Inclusive School Development“ will be developed. In this article there will be shown how the Quality Scale will be constructed. Besides that first results of the pretest for the „Quality Scale of Inclusive School Development“ out of 10 schools on different kinds of levels of the Bavarian school system are presented. The multi-level approach on inclusive school development builds also the foundation of first consequences on teacher education for an inclusive school system.

Keywords: inclusive quality – inclusive school – school development – teacher education

Julia Košinár
Typenspezifischer Umgang mit den Anforderungen des Referendariats

Wie Studien seit den 1970er Jahren zeigen, sind viele Referendare während ihrer Ausbildung in hohem Maß beansprucht. Doch weisen die Ergebnisse auf deutliche Unterschiede ihres Erlebens hin. Die Längsschnittstudie „Professionalisierungsverläufe im Referendariat“ untersucht auf der Basis von Interviews anhand von acht Fällen, welche Unterschiede sich in der Art des Umgangs mit den phasenspezifischen Anforderungen erkennen lassen und wie sich dies auf die Beanspruchung auswirkt. Mithilfe der dokumentarischen Methode wurde eine zweidimensionale Typenbildung durchgeführt. Im Beitrag wird gezeigt, dass die Typen „Aktive Gestaltung“, „Vermeidung“ und „Anpassung“ die Anforderungen unterschiedlich deuten und lösen, sowie dass es nur Referendaren des Typs „Aktive Gestaltung“ gelingt, diese auch im Sinne ihrer Professionalisierung erfolgreich zu bearbeiten.

Schlagwörter: Anforderungsbearbeitung – Professionalisierung – Referendariat – Typenbildung

As investigations since the 1970s show, a large number of teacher trainees feel stress. However, there are remarkable differences in their experiences. The longitudinal interview-based study “Processes of Professionalisation of Teacher Trainees” analyses based on eight cases their specific handling of challenges and stress during their teacher training time. By the documentary method a typification was done focusing on two dimensions. The results show a great difference between the types of “active handling”, “avoiding” and “adaption” in the way they interpret and meet their challenges, as well as that only “active-handling” teacher trainees succeed in increasing their professionality.

Keywords: handling challenges – professionalization – teacher training – typification

Colin Cramer, Samuel Merk und Bärbel Wesselborg
Psychische Erschöpfung von Lehrerinnen und Lehrern
Repräsentativer Berufsgruppenvergleich unter Kontrolle berufsspezifischer Merkmale

Belastung und Beanspruchung im Lehrerberuf gelten als hoch. Folge dieses deskriptiven Befundes sind intensivierte Bemühungen um Prävention und Intervention sowie stigmatisierende Zuschreibungen an die Klientel der Lehrkräfte. Weitgehend offen ist bislang, ob die starke psychische Erschöpfung tatsächlich ein Lehramtsspezifikum darstellt und wie diese erklärt werden kann. Der Beitrag analysiert daher die psychische Erschöpfung von Lehrkräften im repräsentativen Berufsgruppenvergleich deskriptiv und zeigt regressionsanalytisch proximale Prädiktoren auf. Grundlage sind Daten aus den BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen 2006 und 2012. Die psychische Erschöpfung von Lehrkräften ist im Vergleich zu sonstigen Erwerbstätigen auffällig hoch, unterscheidet sich aber nicht von Angehörigen anderer sozialer Berufe. Starke psychische Erschöpfung unter Lehrkräften lässt sich insbesondere durch hohe qualitative Arbeitsbelastung sowie geringe Arbeitszufriedenheit prognostizieren. Ein Berufsgruppeneffekt ist nach zusätzlicher Kontrolle von sozialer Unterstützung und Lärmbelastung nicht mehr nachweisbar, weshalb psychische Erschöpfung nicht länger als Spezifikum des Lehrerberufs gelten kann. Ungeachtet dessen ist die qualitative Arbeitsbelastung im Lehramt signifikant höher als in anderen (auch sozialen) Berufen.

Schlagwörter: Beanspruchung – Belastung – Lehrergesundheit – psychische Erschöpfung

Mental stress and strain in the teaching profession are considered as high. As a result of this descriptive finding, intensified efforts of prevention and intervention as well as stigmatizing attributions to the clientele of teachers can be recognized. It remains largely unclear, if mental exhaustion is in fact a specific of the teaching profession and how it can be predicted. Thus, the article analysis the mental exhaustion of teachers in a representative comparison of occupational groups descriptively and shows proximal predictors regression-based. The basis are data of the BIBB/BAuA Employment Surveys 2006 and 2012. The mental exhaustion of teachers is noticeable high compared to other employees, but it does not differ from members of other social occupations. High mental exhaustion of teachers can be predicted particularly by a high qualitative workload and by a low job satisfaction. The effect of occupational groups is supressed under additional control of social support and noise pollution. Therefore, mental exhaustion cannot be understood as a specific of teaching profession any longer. Irrespective of this result, the qualitative workload in teaching profession is significantly higher than other (also social) occupations.

Keywords: mental exhaustion – mental stress – strain – teacher’s health

Bärbel Wesselborg, Karin Reiber, Petra Richey und Thorsten Bohl
Untersuchung der Lehrergesundheit im Mixed-Method-Design unter Verwendung von Videografie

Basierend auf dem Systemischen Anforderungs-Ressourcen-Modell (Becker, 2006) wurden in dieser Studie (i) im Mixed-Methods-Design die Gesundheit von 19 Lehrern untersucht, (ii) Anforderungen und Ressourcen im Unterricht mittels Videografien erhoben und (iii) in einer fallkontrastierenden Typenbildung trianguliert. Es zeigte sich, dass neben einem engagierten und disziplinierten Schülerverhalten, die Klassenführung – kombiniert mit einer hohen Sozialkompetenz – sowie die verwendeten Unterrichtsmethoden wichtige Ressourcen für Lehrer darstellen.

Schlagwörter: Anforderungen – Lehrergesundheit – Ressourcen – Videografie

In this study the systemic demands-resources model (Becker, 2006) was applied (i) to investigate the health condition of teachers using a mixed-methods-design, (ii) to ascertain the demands and resources during lessons using videography and (iii) to triangulate the data in a case contrasting typification. It was observed that, in addition to the committed and disciplined behavior of students, classroom management combined with high social competence and the applied teaching methods, represent crucial resources for teachers.

Keywords: demands – resources – teacher’s health – videography

Christoph Schüle, Kris-Stephen Besa, Corinna Denger, Felix Feßler und Karl-Heinz Arnold
Lehrerbelastung und Berufswahlmotivation:
ein ressourcentheoretischer Ansatz

Der Theorie der Ressourcenerhaltung folgend, stellt Burnout einen kontinuierlichen Prozess dar, bei dem bestehende Ressourcen schneller aufgebraucht als ersetzt werden können (Buchwald & Hobfoll, 2004). Dabei sind Personen für einen derartigen Prozess umso vulnerabler, je weniger ihnen im Vorfeld eine adäquate Ressourceninvestition gelungen ist. Vor diesem Hintergrund zeigt der vorliegende Beitrag, dass bereits spezielle Motivationslagen zu Beginn des Lehramtsstudiums dazu führen, dass sich entsprechende Personen im Verlauf ihres Studiums weniger adäquate Bewältigungsressourcen aneignen, weshalb sie die negativen Auswirkungen des Schulalltags schneller und stärker erleben. Hierzu wurden im Rahmen eines vierjährigen Längsschnittdesigns zu drei Messzeitpunkten die Berufswahlmotivation (t1), die individuelle Lehrerselbstwirksamkeitserwartung (t2) und die wahrgenommene Belastung als Lehrkraft (t3) an einer Stichprobe von N = 443 Lehramtsstudierenden untersucht. Im Ergebnis eines latenten Regressionsmodells (?² = 80.31; df = 48; p = .01; CFI = .96; RMSEA = .04; SRMR = .05) zeigen sich zwei direkte Effekte, denen folgend sowohl die extrinsische Berufswahlmotivation als auch die individuelle Lehrerselbstwirksamkeitserwartung das Belastungserleben als Lehrkraft bei den befragten Studierenden vorhersagen. Zudem wird ein indirekter Effekt der intrinsischen Berufswahlmotivation auf die Belastung gezeigt, welcher durch die individuelle Lehrerselbstwirksamkeitserwartung vermittelt wird.

Schlagwörter: Belastung – Berufswahlmotivation – Lehrerselbstwirksamkeit – Theorie der Ressourcenerhaltung

According to the conservation of resources theory (COR-Theory), the experience of stress and strain is defined as a continuous process (Buchwald & Hobfoll, 2004). The exhaustion of existing resources seems to be greater than the gain of new resources. One’s vulnerability increases following the unsuccessful investment of adequate resources. This paper assumes that special motivational situations at the beginning of teacher education programs lead to inadequate acquisition of coping resources, causing these teachers to experience the impact of the “daily grind” faster and with higher intensity. Using a longitudinal design over four years with three time-points of measurement students career choice motivation at the beginning of their teacher education program (t1), student teachers’ self-efficacy after a student teaching internship in general didactics (t2) and student teachers strain during a student teaching internship in subjectrelated didactics (t3) were analyzed. The results of a latent regression model (X² = 80.31; df = 48; p = .01; CFI = .96; RMSEA = .04; SRMR = .05) show two direct effects: (1) extrinsic career choice motivation and (2) student teachers’ self-efficacy predict student teachers’ strain during a student teaching internship in subject-related didactics. In addition, an indirect effect was found, showing that the influence of intrinsic career choice motivation on student teachers strain was mediated by student teachers self-efficacy.

Keywords: career choice motivation – conservation of resources-theory – teacher self-efficacy – teacher stress

Dirk Lehr, Marcus Eckert, Kristina Baum, Hanne Thiart, Elena Heber, Matthias Berking, Bernhard Sieland und David Ebert
Online-Trainings zur Stressbewältigung
– eine neue Chance zur Gesundheitsförderung im Lehrerberuf?

Online-Trainings zur Stressbewältigung (Online-SBT) wurden in der letzten Dekade zunehmend für Berufstätige entwickelt und erprobt. Dieser Beitrag skizziert zunächst typische Bausteine von Stress-Bewältigungs-Trainings (SBT). Dann erfolgt eine Gegenüberstellung von Merkmalen klassischer, gruppenbasierter Trainings im Vergleich zu typischen Merkmalen von Online-SBTs. Diese ganz eigenen Merkmale des neuen Trainingsformats eröffnen spezifische Anwendungsmöglichkeiten. Danach stellen wir die internationale Studienlage zur gesundheitlichen Wirksamkeit von Online-SBTs bei Berufstätigen dar. Im Anschluss erfolgt ein Blick auf Trainingsprogramme, die in randomisiert-kontrollierten Studien an deutschen Lehrkräften untersucht wurden. Zudem werden Online-Trainings beschrieben, die sich aktuell in der Entwicklung befinden sowie auf eine Integration von klassischen und Online-Elementen abzielen. Die vorliegenden Studien an Lehrkräften belegen, dass Anspannungszustände, Schlafstörungen und Depressivität durch Online-SBTS substanziell und nachhaltig reduziert werden können. Zudem zeigten Untersuchungen an deutschen Lehrkräften, dass durch Online-SBTs überwiegend Personen erreicht werden, die andere Angebote zur Stressreduktion nicht in Anspruch nehmen.

Schlagwörter: beruflicher Stress – E-Mental Health – Internet-Trainings – Lehrergesundheit

In the last decade, online stress management interventions (Online-SMI) have been increasingly developed and evaluated for employees. This work gives an outline of the typical components of SMIs. Characteristics of traditional, group-based trainings will be compared with those of Online- SMIs. The very distinct features of this new training format offer unique possibilities for application. International studies on the efficacy of Online-SMIs for employees will be discussed. Subsequently, interventions which have been investigated in randomised controlled trials in German teachers will be presented. Moreover, Online-SMIs currently under development which aim to integrate traditional and web-based elements will also be described. Available studies confirm that Online-SMIs can substantially reduce stress, sleeping problems and depressive symptoms in teachers and maintain these improvements in the longer term. Studies in German teachers show that Online-SMIs mainly reach individuals who do not make use of other stress-management offers.

Keywords: internet intervention – occupational E-Mental-Health – stress management – workrelated stress

Bibliographische Angaben

Herausgeber*innen Ewald Kiel
Sabine Weiß
Autor*innen Ewald Kiel
Sabine Weiß
Ulrich Heimlich
Kathrin Wilfert de Icaza
Julia Košinár
Colin Cramer
Samuel Merk
Bärbel Wesselborg
Karin Reiber
Petra Richey
Thorsten Bohl
Christoph Schüle
Kris-Stephen Besa
Corinna Denger
Felix Feßler
Karl-Heinz Arnold
Dirk Lehr
Marcus Eckert
Kristina Baum
Hanne Thiart
Elena Heber
Matthias Berking
Bernhard Sieland
David Ebert
Band/Heft 2
Erscheinungsjahr 2014
Jahrgang 7
ISBN-13 978-3-944996-12-7
ISBN-10 3-944996-12-7
ISSN 1867-2779
Seiten 114
Sprache Deutsch
Bindung Softcover