Lehrerbildung auf dem Prüfstand 2013 – 6 (2)

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Inhalt

Reinhold S. Jäger und Andreas Frey
Editorial
Martin Drahmann und Martin Rothland
Stiftungsprogramme für Lehramtsstudierende:
Potential, Kritik und Forschungsperspektiven

Mit der Förderung von Lehramtsstudierenden betreten deutsche Stiftungen in den letzten Jahren in eigens aufgelegten Stipendien- und Förderprogrammen Neuland. Anspruch der Stiftungen ist es, besonders leistungsstarke, gesellschaftlich engagierte Studierende für den Lehrerberuf zu fördern und ergänzend zum Angebot der regulären Lehrerbildung zu qualifizieren. Über interne Evaluationen hinaus sind Stiftungsprogramme für Lehramtsstudierende bislang sowohl in der wissenschaftlichen Diskussion zur Lehrerbildung als auch als Forschungsgegenstand kaum oder gar nicht berücksichtigt worden. Der vorliegende Beitrag unternimmt einen ersten Versuch, dieses Feld und die Diskussion zu eröffnen, indem zunächst die Ziele der Stiftungen im Rahmen der Förderung von Lehramtsstudierenden und das entstehende Lehrerbild skizziert und anschließend danach gefragt wird, welche Kompetenzen Stiftungsprogramme durch ihre Förderung den Lehramtsstudierenden vermitteln wollen, wie die Stiftungen anhand welcher Kriterien die Stipendiaten auswählen und welche Perspektiven sich für die empirische Forschung zur Lehrerbildung aus der Betrachtung der Stiftungsinitiativen zur Förderung von Lehramtsstudierenden ergeben.

Schlagwörter: Assessment-Center – Lehrerbildung – Lehrerkompetenz – Stiftungen

German foundations have entered uncharted territory in the last few years with special scholarship programs that support students in teacher education. The foundations claim to promote high-performing and high socially involved students in teacher education and to qualify them in addition to the regular teacher training at university. Apart from internal evaluations of the different foundations, the topic of foundation programs for students in teacher education has not yet been recognized neither in the scientific discourse on teacher education nor as its own research field. The paper at hand attempts to give an overview about this topic and to start the discussion of this research field. The paper first describes the foundations’ goals to promote students in teacher education and outlines the thereby created teacher profiles. Subsequently, the question of which competences are conveyed to the students in teacher education through the scholarship programs as well as the question which criteria are necessary in the selection process of these students for the scholarship programs is discussed. The paper concludes with a discussion about research perspectives for the empirical research on teacher education in the field of foundation programs that promote students in teacher education.

Keywords: assessment center – foundation – teacher competence – teacher education

Dagmar Hilfert-Rüppell, Maike Looß, Konstantin Klingenberg, Axel Eghtessad, Kerstin Höner, Rainer Müller, Alexander Strahl und Verena Pietzner
Scientific reasoning of prospective science teachers in designing a biological experiment

In this study, we investigated how prospective science teachers plan germination experiments. Two hundred thirty-three students from three different German universities in their first to sixth year of educational studies were asked in paper-and-pencil tests which materials were necessary to germinate garden cress (Lepidium sativum). Two different types of tests were utilized, one test named possible materials to be used (guided response), the other one did not (open-ended response). Our hypothesis was that guided response tests would lead to plan experiments more recipe-like in the form of confirmatory experiments without control-of-variable-strategy. The participants’ answers were assessed using a rubric system. The categories were classified in line with two process variables “generating hypotheses” and “planning experiments” discussed by Mayer (2007) in his model of scientific reasoning, and a third process variable we labelled “naming expected results”. The participants’ responses were also classified according to the levels of performance of the participants’ experimental design. The results reveal deficiencies in content knowledge and scientific reasoning among the prospective science teachers tested. Those test participants who listed a greater number of essential environmental factors such as air, temperature, and water, tended to plan their experiments with a greater variety of variables and include experimental control in their experiment design. The majority of the students tested also neglected to frame a hypothesis regarding which variables ultimately influence cress germination. Interestingly enough, the type of test the science education students completed had an impact on the formulation of a hypothesis: Prospective science teachers who completed the open-response test were more likely to frame a hypothesis than those answering the guided response test. Most of the prospective science teachers also failed to write down their expected results. Finally, more than half of the students neglected to adopt the control-of-variable strategy and most confounded the variable “light”.

Schlagwörter: experimentation – prospective science teachers – scientific inquiry – scientific reasoning

In dieser Studie wurde untersucht, wie zukünftige Lehrer der Naturwissenschaften Experimente zur Keimung planen. 233 Studierende von drei deutschen Universitäten im 1. bis 12. Semester wurden in einem schriftlichen Test befragt, welche Materialien unbedingt notwendig seien, damit Kressesamen (Lepidium sativum) keimen. Zwei verschiedene Aufgabenformate wurden eingesetzt, solche, die Materialvorschläge enthielten (guided response), und solche ohne (open-ended response). Die Hypothese war, dass guided response-Tests zum eher rezeptartigen Planen in Form von konfirmatorischen Experimenten ohne experimentelle Kontrolle (control-of-variable-strategy) führen würden. Die Antworten der Probanden wurden einem Kategoriensystem zugeordnet. Dabei wurden zwei Prozessvariablen „Hypothesen generieren” und „Untersuchungen planen” in Übereinstimmung mit dem Strukturmodell zum Wissenschaftlichen Denken von Mayer (2007) überprüft. Eine dritte Prozessvariable „Nennen eines erwarteten Ergebnisses” wurde zusätzlich aufgenommen. Die Antworten der Befragten wurden darüber hinaus nach ihrem experimentellen Design verschiedenen Levels zugeordnet. Die Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Studierenden Defizite im Fachwissen zur Kressekeimung sowie beim Wissenschaftlichen Denken aufweisen. Diejenigen Teilnehmer, die eine größere Anzahl von Faktoren wie z. B. Luft, Temperatur und Wasser berücksichtigten, planten ihre Experimente mit einer größeren Vielfalt an Variablen und entwarfen ein Kontrollexperiment bei ihrem experimentellen Design. Die Mehrzahl jedoch formulierte keine Hypothese, welche Faktoren zur Kressekeimung unbedingt notwendig seien. Interessanterweise hatte das Aufgabenformat, das die Probanden bearbeiteten, einen Einfluss auf das Generieren einer Hypothese: Teilnehmer, die Tests ohne Materialvorschläge ausfüllten, stellten häufiger eine Hypothese auf als diejenigen mit Tests inklusive Materialvorschlägen. Die meisten Befragten dokumentierten kein erwartetes Ergebnis. Mehr als die Hälfte der Probanden veränderte gleichzeitig mehrere Variablen, die Variable „Licht” wurde am häufigsten konfundiert.

Keywords: Erkenntnisgewinnung – Experimentieren – Lehramtsstudierende der Naturwissenschaften – wissenschaftliches Problemlösen

Bianca Roters, Johannes König, Sarantis Tachtsoglou und Günter Nold
Fachdidaktisches Wissen angehender Englischlehrkräfte:
Theoretischer Rahmen und empirische Ergebnisse zur Struktur eines Testinstruments

Auf theoretisch-konzeptioneller Ebene ist das Konstrukt des fremdsprachen-didaktischen Professionswissens gut entwickelt. Im Gegensatz zu anderen Domänen (z. B. Mathematik), steht jedoch die empirische Fundierung im Bereich Fremdsprachenlernen und -lehren noch am Anfang. Erste Arbeiten liegen aus der Teacher Education and Development Study – Learning to Teach (TEDS-LT; vgl. Jansing et al., 2013; Roters et al., 2011) vor. Aufbauend auf den Vorarbeiten von TEDS-LT präsentiert der vorliegende Beitrag eine theoriegeleitete Verfeinerung und Neuausrichtung des Konstrukts „Fachdidaktisches Wissen angehender Englischlehrkräfte“, das den unterschiedlichen inhaltlichen Anforderungen, die Englischlehrkräfte beim Unterrichten bewältigen müssen, entspricht und somit zwei grundsätzliche Wissensbereiche – fremdsprachliche Lehr- und Lernprozesse – unterscheidet. Die empirische Prüfung geschieht über Re-Skalierungsanalysen der TEDS-LT-Testdaten: Der durch Rasch-Skalierungen gewonnene Gesamtscore fällt reliabel aus. Ferner zeigt sich in Faktorenanalysen, dass die theoretisch konzipierte Struktur in zwei Wissens-bereichen auch empirisch über zwei Dimensionen gemessen werden kann. Die Konstruktschärfung des professionellen fachdidaktischen Wissens angehender Englischlehrkräfte erweist sich somit auf empirischer Ebene als tragfähig und kann für die Verwendung in weiteren Untersuchungen zur Messung fachdidaktischen Wissens empfohlen werden.

Schlagwörter: fachdidaktisches Wissen Englisch – Lehramtsstudierende – Leistungstest – mehrdimensionales Rasch-Modell

The construct of foreign language teachers’ professional knowledge is theoretically well developed and provides a coherent framework for an empirical investigation. However, in contrast to other subjects such as mathematics, empirical research on a large-scale basis in the area of foreign language teaching and learning is limited at the moment.
The test instrument, that was developed and put into trail in the study Teacher Education and Development Study – Learning to Teach (TEDS-LT), measures the professional knowledge of pre-service teachers in the field of English as a Foreign Language (EFL). Based on the groundwork of this previous study, this article presents a theory-based refinement and realignment of the test construct of foreign language pedagogical content knowledge, thereby specifying the demands teachers are confronted with in terms of teaching subject-specific content. Moreover, this adjustment of the test construct differentiates two areas of knowledge: knowledge of foreign language teaching and learning processes. The empirical investigation is performed by a re-scaling procedure of data from the TEDS-LT study. It is shown that a reliable test score can be formed. In addition to that, a factor analysis reveals that the construct of PCK is two-dimensional and measures two areas of knowledge. Thus, this process of construct refinement of foreign language pedagogical content knowledge leads to convincing empirical results and can be recommended for further studies that elaborate on EFL pre-service teachers’ professional knowledge.

Keywords: multi-dimensional Rasch-model – pedagogical content knowledge English as a foreign language – performance testing – pre-service teachers

Manuela Keller-Schneider
Schülerbezogene Überzeugungen von Studierenden der Lehrerbildung und deren Veränderung im Rahmen einer Lehrveranstaltung

Kompetenzentwicklung wird nicht nur durch den Aufbau von Professionswissen vorangetrieben. Individuelle Ressourcen wie Überzeugungen, Motive, Ziele und Selbstregulationsfähigkeiten wirken mit. Der folgende Beitrag beleuchtet die Frage, inwiefern sich schülerbezogene Überzeugungen von Studierenden des Lehramts innerhalb einer Lehrveranstaltung verändern.
Ergebnisse der vorgestellten Studie im Prä-Post-Design mit 230 Studierenden (2. Semester) der Pädagogischen Hochschule Zürich belegen, dass sich schülerbezogene Überzeugungen im Laufe eines Semesters verändern können, korrespondierend zu den Zielen der Lehrveranstaltung. Als Prädiktoren der Ausprägungen von lern-, leistungs- und vermeidungsorientierten schülerbezogenen Überzeugungen erweisen sich die Ausprägungen der jeweiligen Überzeugungen zu Beginn des Semesters. Diese klären aber nur rund 30 % der Varianz der Ausprägungen am Ende des Semesters. Weitere Komponenten wirken mit. Clusteranalytisch gebildete Typen mit den Variablen der schülerbezogenen Überzeugungen zeigen differente Entwicklungen. Die Befunde werden mit Bezugnahme auf den Forschungsstand zur Bedeutung von Überzeugungen für das Lernen und zur Veränderbarkeit von Überzeugungen diskutiert.

Schlagwörter: Beliefs – Lehrerausbildung – Motivation – Selbstwirksamkeit

Development of competencies is not only a question of knowledge. Several components of individual resources, like beliefs, motivation, goals and self-regulation affect this process as well.
The presented study with 230 students of Zurich University of Teacher Education in their second semester is designed as a pre-post-study. This article focuses on the question, if student-related beliefs of aspiring teachers can change in the turn of one semester.
Results show, that student-related beliefs can change during a course of one semester, according to the goals of the course. The input variable of the extent of the student-related beliefs concerning their achievement and avoidance motivation are identified as predictors. But they explain only 30 % of the variance. A change of beliefs can be assumed. Different types, identified by cluster analysis, show dif-ferent patterns of change in the student-related beliefs. The findings were discussed with reference to research concerning the impact of the fit of beliefs and goals of a course as well as research about changes of beliefs.

Keywords: beliefs – motivation – self-efficacy – teacher education

Bibliographische Angaben

Herausgeber*innen Rainer Bodensohn
Andreas Frey
Reinhold S. Jäger
Autor*innen Reinhold S. Jäger
Andreas Frey
Martin Drahmann
Martin Rothland
Dagmar Hilfert-Rüppell
Maike Looß
Konstantin Klingenberg
Axel Eghtessad
Kerstin Höner
Rainer Müller
Alexander Strahl
Verena Pietzner
Bianca Roters
Johannes König
Sarantis Tachtsoglou
Günter Nold
Manuela Keller-Schneider
Band/Heft 2
Erscheinungsjahr 2013
Jahrgang 6
ISSN 1867-2779
Seiten 112
Sprache Deutsch
Bindung Softcover