Lehrerbildung auf dem Prüfstand 2013 – 6 (1)

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Inhalt

Rainer Bodensohn
Editorial
Gaby Gawlitza und Franziska Perels
Überzeugungen, Berufsethos und Professionswissen von Studienreferendaren:
Eine Studie zur Übertragung des COACTIV-Modells auf Studienreferendare

Das Ziel der Arbeit ist es, die professionelle Handlungskompetenz von Studienreferendaren der Fächer Mathematik, Deutsch und Biologie für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen des Saarlandes in Anlehnung an das COACTIV-Modell (Baumert & Kunter, 2006) zu analysieren. Hierbei soll herausgefunden werden, welche Überzeugungen und Werthaltungen bei Referendaren festzustellen sind und über welches Professionswissen die Lehramtsanwärter nach dem Studium verfügen. Zudem wird der Frage nachgegangen, wie nützlich Referendare das im Studium erworbene didaktische Wissen sowie das erworbene Fachwissen für die jetzige Unterrichtspraxis einschätzen und ob die von der KMK (Kultusministerkonferenz, 2001) geforderte stärkere Praxisorientierung des Lehramtsstudiums aus Sicht der Referendare umgesetzt wurde.

Schlagwörter: COACTIV – Einstellungen – professionelle Kompetenz – Studienreferendare

The aim of this study is to analyze the professional competence of teacher trainees for mathematics, german and biology at the high-school and comprehensive school of the Saarland based on the COACTIV model (Baumert & Kunter, 2006). The question is which beliefs and basic attitudes can be identified and which professional knowledge trainees have after the graduation. Furthermore it seeks to determine how useful trainees assess their pedagogical content knowledge and their content knowledge acquired by studying for the current teaching practice. The question is whether a stronger practical orientation of teacher training was implemented from the perspective of the trainees demanded by the Standing Conference of the Ministers of Education and Cultural Affairs (Kultusministerkonferenz, 2001).

Keywords: COACTIV – convictions – professional competence – teacher trainee

Jürgen Budde, Susanne Offen und Jens Schmidt
Das Verhältnis von Praxis, Theorie und persönlicher Haltung in der Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern zum Umgang mit Kategorien sozialer Ungleichheit

Basierend auf einer qualitativen, leitfadengestützten Interviewstudie mit TrainerInnen und Teilnehmenden eines Weiterbildungsangebots für Lehrpersonen zu geschlechterreflektierten Perspektiven in der Präventionsarbeit zu rechtsextremen Einstellungen diskutiert der Beitrag die Dimensionierung des Verhältnisses von Theorie und Praxis in der dritten Phase der LehrerInnenbildung. Dabei zeigt der Beitrag zum einen, dass in diesem Themenfeld der persönlichen Haltung und dem pädagogischen Arbeitsbündnis zentrale Bedeutung bei der Aneignung und Verarbeitung der Seminarinhalte zukommen. Zum anderen deuten die Daten darauf hin, dass die Thematisierung komplexer Theorie ohne direkten Unterrichtsbezug besondere Vermittlungsprobleme im Sinne einer Tiefe-Breite- Problematik evoziert.

Schlagwörter: Intersektionalität – Lehrerinnen und Lehrer – qualitative Daten – Theorie-Praxis-Verhältnis – Weiterbildungsforschung

Drawing on qualitative data (semi-structured interviews with participants and trainers working together in series of workshops dealing with prevention of political right attitudes and actions while applying a gender reflexive perspective), the article discusses interrelations between theory and practice in further education for teachers along two lines: First, the data suggests a special importance of personal attitudes, especially in terms of relationship-orientation among the participants in their perception and processing of the workshops’ content. Second, the communication of theoretically complex topics for educational purposes tends to be challenging in order to determine the appropriate measure of in-depth vs. broader approaches. This tends to be especially difficult if the workshops’ content doesn’t allow for an immediately tangible form of relevance for teaching practice.

Keywords: intersectionality – qualitative data – research on further education – teachers – theorypractice-interrelations

Sonja Engelage
Die Bedeutung von Lebens- und Berufserfahrung für den Lehrerberuf:
Quereinsteigende und Regelstudierende im Vergleich

Zur Bekämpfung des Lehrermangels werden in der Schweiz vermehrt Quereinsteigende zur Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen zugelassen. Das deutlich verkürzte Studium wird damit legitimiert, dass es sich bei den Studierenden um „Erfahrene Berufspersonen“ handelt, die über nicht näher spezifizierte Vorteile gegenüber Regelstudierenden verfügen. In der vorliegenden Untersuchung werden Erstsemester beider Gruppen befragt, welche privaten oder beruflichen Erfahrungen sie mitbringen und selber als wichtig und nützlich für den Lehrberuf erachten. Inhaltsanalytische und quantitative Auswertungen offenbaren einige Ähnlichkeiten in den geschilderten Erfahrungen und daraus abgeleiteten Bedeutungen. Bezüglich der Legitimation verkürzter Studiengänge für Quereinsteigende gibt es Diskussionsbedarf, da die Idee, dass eine Gruppe erfahrener Berufspersonen auf eine Gruppe unerfahrener Studierender stößt, so nicht zutrifft.

Schlagwörter: Berufserfahrung – Lehrerbildung – Lehrermangel – Quereinsteiger

As a reaction to the shortage of teachers in Switzerland colleges recently offer shorter and less extensive teacher education for career changers. These programs are legitimized by additional (professional) experiences already gained by career changers in contrast to regular students. Since a clear definition of professional experience is missing, we asked in our survey which valuable and useful experiences first semester students made before entering teacher education. Content analysis and quantitative evaluation revealed several similarities in experiences and deduced relevance. Considering the legitimation of shortcut studies in teacher education there is a need for discussion since the idea of a homogeneous group of experienced career changers meeting a homogeneous group of unexperienced regular students doesn’t fit.

Keywords: career changers – professional experience – teacher education – teacher shortage

Martin Rothland
Allgemeine Persönlichkeitsmerkmale als Eignungskriterien für den Lehrerberuf?
Eine Folgestudie

Die vorliegende Untersuchung schließt als Folgestudie an die Untersuchung von Rothland und Tirre (2011) an, in der die Annahme überprüft wurde, dass die Mehrzahl der Verhaltensweisen und Einstellungen, die mittels der Selbsterkundungsverfahren Fit für den Lehrerberuf (FIT) und Feedback-Inventar zur berufsbezogenen Erstorientierung für das Lehramt (FIBEL) erhoben werden, vielfältige Bezüge zu den in der persönlichkeitspsychologischen Forschung unterschiedenen fünf Persönlichkeitsfaktoren (Big Five) aufweisen. Die Ergebnisse dieser ersten Studie ließen weitere Untersuchungen notwendig erscheinen, um über Zusammenhangsanalysen mit den Skalen des NEOPersonality Inventory Revised (NEO-PI-R) eine vollständigere Erfassung des Fünf-Faktoren-Modells von Costa und McCrae zu ermöglichen, als dies bei Rothland und Tirre (2011) unter Verwendung des NEO-Fünf-Faktoren-Inventars (NEO-FFI) möglich war. Eine solche Analyse wird auf der Basis einer Stichprobe von N = 389 Lehramtsstudierenden vorgenommen. Im Ergebnis zeigt sich, dass – deutlicher als bei Rothland und Tirre (2011) – FIBEL und der NEO-PI-R in der Mehrzahl inhaltlich verwandte Konstrukte erfassen. Dies gilt schließlich auch für das FIT-Inventar, wenngleich hier die korrelativen Zusammenhänge nicht so hoch ausfallen wie bei FIBEL und den Persönlichkeitsfacetten des NEO-PI-R. FIT und FIBEL fokussieren konkret auf die Persönlichkeitsfacette Verletzlichkeit (Faktor Neurotizismus) bzw. auf die emotionale Stabilität. Darüber hinaus zeigen sich deutliche Zusammenhänge mit den Persönlichkeitsfacetten Altruismus, Gutherzigkeit und Entgegenkommen (Faktor Verträglichkeit) und insbesondere mit der Selbstdisziplin (Faktor Gewissenhaftigkeit). Beide Verfahren erfassen in der Gesamttendenz damit weniger berufsspezifische Eignungsmerkmale für den Lehrerberuf, sondern allgemein berufsrelevante Persönlichkeitseigenschaften.

Schlagwörter: Big Five – Eignung – Lehrerberuf – Lehrerbildung – Selbsterkundungsverfahren

As a follow-up study to the examination of Rothland and Tirre (2011), in which the assumption was verified that the majority of the behaviours and attitudes recorded by self-exploration questionnaires through which individuals wanting to make a career as a teacher are meant to reflect und evaluate their aptitude for the teaching profession (FIT Fit for the Teaching Profession and FIBEL feedback-inventory for a profession-related initial orientation for the teaching profession) show multiple links to general personality variables (Big Five). The results of this first study made further investigation with a more complete detection solution of the five-factor model of Costa and McCrae necessary (NEO-PI-R). Such an analysis is made on the basis of a sample of N = 389 student teachers. The results show that FIBEL, with restrictions also FIT, and the NEO-PI-R record characteristics related in content. FIT and FIBEL focus specifically on vulnerability (neuroticism) or positive on the emotional stability. Clear correlations exist also with the altruism, kindness and courtesy (agreeableness) and especially with the self-discipline (conscientiousness). Overall both self-exploration questionnaires detect less job-specific variables, but general job-related personality traits.

Keywords: big five – self-exploration questionnaires – teaching profession – teacher education – vocational aptitude

Christine Schumacher und Sebastian Boller
Zeigen und Entdecken im offenen Unterricht.
Evaluation eines Pilotseminars zur Einführung Lehramtsstudierender in den Projektunterricht

Der Beitrag untersucht am Beispiel eines Pilotseminars zur Einführung in den Projektunterricht, wie Lehramtsstudierende das Spannungsfeld von Zeigen und Entdecken in der pädagogischen Arbeit mit Schülern erleben und wie erste Projektunterrichtserfahrungen hochschuldidaktisch unterstützt werden können. Auf Grundlage der mittels quantitativer und qualitativer Methoden durchgeführten Seminarevaluation werden eine enge Verzahnung von Theorie- und Praxiselementen mit systematischen Anlässen zur Reflexion bildungsbiografischer Erfahrungen sowie subjektiver Theorien bezüglich Lernen und Lehrerrolle als zentrale Einflussfaktoren auf die Entwicklung konsistenter didaktischer Konzepte identifiziert. Basierend auf einer komparativen Analyse wird eine Heuristik für verschiedene Modi des Umgangs mit dem Spannungsfeld Zeigen und Entdecken im Projektunterricht entwickelt. Die Ergebnisse münden in weiterführende Hinweise zur Gestaltung der ersten Phase der Lehramtsausbildung.

Schlagwörter: Lehrerbildung – Lehrerrolle – Projektunterricht – subjektive Theorien

Taking a model seminar of project-based learning as an example for teaching, this article analyzes how student teachers deal with the contradictory contexts of presenting knowledge versus organizing self-regulated learning processes in their pedagogical work with students. The seminar was evaluated employing quantitative as well as qualitative methods to analyze how first experiences with project-based learning can be supported didactically at university. As a result, a close interplay of theoretical and practical elements was reconstructed as a pivotal factor influencing the development of consistent didactic concepts. The systematic integration of causes for reflecting on previous educational experiences as well as on subjective theories of learning and teaching also facilitated the emerging understanding of project-based instruction. Employing comparative analysis, a heuristic representing specific modes of dealing with the contradictory contexts of presenting versus discovering knowledge is developed. From the view of the quantitative and qualitative analyses conclusions are drawn regarding the organization of the first phase of teacher education.

Keywords: project-based learning – subjective theories of learning – teacher education – teacher’s role

Bibliographische Angaben

Herausgeber*innen Rainer Bodensohn
Andreas Frey
Reinhold S. Jäger
Autor*innen Rainer Bodensohn
Gaby Gawlitza
Franziska Perels
Jürgen Budde
Susanne Offen
Jens Schmidt
Sonja Engelage
Martin Rothland
Christine Schumacher
Sebastian Boller
Band/Heft 1
Erscheinungsjahr 2013
Jahrgang 6
ISSN 1867-2779
Seiten 116
Sprache Deutsch
Bindung Softcover