Empirische Pädagogik 2015 – 29 (2)

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Inhalt

Die Herausgeber und die Redaktion
Prof. Dr. Karlheinz Ingenkamp zum Gedenken
Christian Wandeler, Alois Niggli, Caroline Villiger, Marcel Aebischer und Philippe Leopold
Ein Quasi-Experiment zur Gruppenrallye im Mathematikunterricht:
Hält die Methode, was sie verspricht?

Die vorliegende quasi-experimentelle Interventionsstudie untersuchte Effekte einer Gruppenrallye im Fach Mathematik. Insgesamt nahmen 497 Fünftklässler aus dem deutschsprachigen Teil des Schweizer Kantons Freiburg teil. Je 15 Schulklassen wurden nach dem Zufall der Interventions- bzw. der Kontrollgruppe zugewiesen. Mehrebenenanalysen erbrachten die folgenden Hauptergebnisse: Unter der Kontrolle des Geschlechts, der sozialen Herkunft, der Intelligenz sowie des Leseverständnisses auf der Individualebene erreichten die Schüler, die in einer Rallye-Klasse unterrichtet worden waren, etwas höhere Leistungen als die Kontrollgruppe. Von den Kontrollvariablen hatte das Geschlecht den größten Einfluss. Mädchen erreichten geringere Leistungen. Interaktionseffekte zwischen den Kontrollvariablen und der Intervention kamen keine zustande. Insofern schienen alle Schüler von der Intervention in gleichem Masse profitiert zu haben. Die Effektstärken waren eher moderat, so dass sich weitere Untersuchungen rechtfertigen würden. Diese könnten dazu beitragen, Empfehlungen in der didaktischen Ratgeberliteratur zur Gruppenrallye für das Fach Mathematik der Grundstufe differenzierter zu beurteilen.

Schlagwörter: Gruppenrallye – kooperatives Lernen – Mathematikleistung

The present quasi-experimental intervention study examined effects of a Student Team-Achievement Division (STAD) in mathematics. The sample consisted of 497 5th graders from the German-speaking part of the Swiss canton of Fribourg. 15 classes were randomly assigned either to the intervention or the control group. Multilevel analyses provided the following main results: when controlling for gender, social origin, intelligence and reading comprehension at the individual level, the students who were taught in a STAD-class obtained somewhat higher performance scores than the control group. The control variable with the greatest influence was gender. Girls tended to have lower scores. No interaction effects were found between the control variables and the intervention, thus all students seemed to benefit to a similar extent from the intervention. The effect sizes were rather moderate, so that further inquiries would be justified. This would help with a differentiated assessment of the published didactic recommendations in regards to using the Student Team-Achievement Division for mathematics.

Keywords: cooperative learning – Mathematics performance – STAD – student-team-achievement division

Britta Kohler
Die Vergabe von Hausaufgaben im Unterricht:
Erste Daten zu einer vernachlässigten Schlüsselsituation

Die unterrichtliche Situation der Hausaufgabenvergabe erscheint für die Bearbeitung von Hausaufgaben zentral. Während die didaktische Literatur dieser Situation seit Jahrzehnten eine mangelnde Qualität zuschreibt, liegen bezüglich ihrer Gestaltung kaum empirische Befunde vor. In einer Beobachtungsstudie wurde die Hausaufgabenvergabe in 185 Unterrichtsstunden auf der Angebots- und der Nutzungsseite beobachtet und dokumentiert. Es zeigte sich erwartungsgemäß, dass Hausaufgaben vorwiegend am und auch nach dem Stundenende gestellt wurden, die Situation im Mittel nur wenige Minuten in Anspruch nahm und wenig Lehrer- und Schülerhandlungen beinhaltete. Ob das Erteilen differenzierter Hausaufgaben mehr Zeit in Anspruch nimmt, konnte mangels differenzierter Hausaufgaben nicht überprüft werden.

Schlagwörter: Hausaufgaben – Unterrichtsqualität – Differenzierung – Zeit

The classroom situation in which homework is given seems to be the key for the implementation of homework tasks. Even though didactic literature has attributed that this classroom situation has been of insufficient quality for decades, there is hardly any empirical results regarding its organization. Giving homework was observed and documented with regards to both the supply side and the utility side within 185 lessons in an observational study. As expected, homework was mostly assigned at the end of the lesson or even after the lesson. On average, this situation took only a few minutes and contained few elements. Due to a lack of complex homework tasks, it was not possible to examine if assigning differing homework tasks would take more time.

Keywords: homework assignment – lesson quality – differentiation – time

Markus Gebhardt, Susanne Schwab, Lena Nusser und Marco G. P. Hessels
Einstellungen und Selbstwirksamkeit von Lehrerinnen und Lehrern zur schulischen Inklusion in Deutschland
– eine Analyse mit Daten des Nationalen Bildungspanels Deutschlands (NEPS)

In Deutschland wird der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf im Schulsystem stark ausgebaut. Als eine wichtige Voraussetzung für eine gelungene Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts wird in der Forschung die Einstellungen der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer zur Inklusion gesehen. Der vorliegende Beitrag berichtet über die Selbstwirksamkeit und die allgemeine Einstellung zur Inklusion bei 130 Klassenlehrkräften in der der 2. Welle der Startkohorte 3 (6. Jahrgangsstufe) des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Insgesamt haben die Regelschullehrkräfte eine positive Einstellung gegenüber der Inklusion, jedoch ist die Selbstwirksamkeit in Bezug auf Inklusion eher gering ausgeprägt. Die befragten Klassenlehrkräfte in Förderschulen trauen sich dagegen die Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts eher zu. Gegenüber der Inklusion haben sie jedoch Bedenken und halten die Förderschule für den optimaleren Förderort für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Schlagwörter: sonderpädagogischer Förderbedarf – Einstellung zur Inklusion – Lehrkräfte, Nationales Bildungspanel (NEPS) – Sekundarstufe – Befragung

Inclusive teaching of pupils with and without special educational needs is strongly expanding in Germany. In scientific research, the attitude towards inclusion of the teachers involved is considered to be an important prerequisite for a successful implementation of inclusive teaching. This article reports on the self-efficacy and the general attitudes towards inclusion of 130 classroom teachers, who participated in the second wave of Starting Cohort 3 (6th grade) of the National Educational Panel Study (NEPS). Overall, the regular school teachers show a positive attitude towards inclusion. However, their self-efficacy in relation to inclusion is relatively low. In contrast, the special school teachers show a higher degree of the self-efficacy and have a more positive view on implementing joint teaching. However, they are more sceptical about inclusion and preferred the special school as the better support environment for pupils with special educational needs.

Keywords: special educational needs – attitudes towards inclusion – teachers – National Educational Panel Study (NEPS) – secondary school

Sabine Bünger und Diana Raufelder
Fungiert soziale Kompetenz als Prädiktor einer Motivationstypologie?

In der vorliegenden Studie galt es, drei Aspekte der sozialen Kompetenz (Preisgabe persönlicher Informationen, emotionale Unterstützung anderer, Kritikfähigkeit und die Behauptung eigener Rechte) als Prädiktoren für eine Motivationstypologie anhand einer großen Stichprobe von 1088 Schülern der 7ten und 8ten Klassen (MAge= 13.7) an Brandenburger Gymnasien und Oberschulen zu testen. Raufelder, Jagenow, Drury und Hoferichter (2013) konnten mittels einer konfirmatorischen Latenten Klassen Analyse (CLCA) vier Motivationstypen (MT) ermitteln: (1) Peer-abhängiger MT, (2) Lehrer-abhängiger MT, (3) Peer-und-Lehrer-abhängiger MT und (4) Peer-und-Lehrer-unabhängiger MT. Unter Verwendung des dreistufigen Verfahrens nach Vermunt (2010) wurde mittels multinominal logistischer Regression untersucht, ob sich soziale Kompetenz als Prädiktor für die vier latenten Klassen der Motivationstypologie erweist. Die Ergebnisse zeigen, dass die verschiedenen Aspekte sozialer Kompetenz als Prädiktoren zur Zugehörigkeit zu den vier Motivationstypen fungieren. Insbesondere der Peer-und-Lehrer-abhängige MT unterscheidet sich dabei stark vom Peer-und-Lehrer-unabhängigen MT. D.h. je nach Motivationstyp variieren die verschiedenen sozial kompetenten Verhaltensweisen. Anhand der hier skizzierten Typologie lassen sich wichtige Hinweise auf Unterschiede in der Motivation und sozialen Kompetenz der Schüler finden, die in Methoden des individualisierten Unterrichts und in der Förderung sozialer Kompetenz innerhalb des schulischen Kontextes ihre Entsprechung finden können.

Schlagwörter: Lehrer-Schüler-Verhältnis – Motivation – Schüler-Schüler-Verhältnis – soziale Kompetenz

In the current study three aspects of social competence (disclosure, emotional support, conflict management) have been tested as predictors of a motivation typology in a large sample of 1088 7th and 8th grade students (MAge = 13.7) from secondary schools in Brandenburg. Raufelder, Jagenow, Drury and Hoferichter (2013) have been identified four motivation types (MT) using confirmatory latent class analysis (CLCA): (1) peer-dependent MT, (2) teacher-dependent MT, (3) peer-and-teacher-dependent MT and (4) peer-and-teacher-independent MT. A recently developed three-step approach by Vermunt (2010) was used to examine through multinominal logistic regression whether social competence functions as a predictor of the belonging to the four latent classes of the motivation typology. Actually, the results have shown that the different aspects of social competence function as predictors of the four motivation types. Particularly, the peer-and-teacher-dependent MT differs substantially from the peer-and-teacher-independent MT. In other word, different forms of social competent behavior vary depending on the motivation type. The presented typology can be used to identify important differences concerning students’ motivation and social competence, which can be commensurate in methods of individualized learning and the enhancement of social competence within the school context.

Keywords: motivation – social competence – student-student relationship – teacher-student relationship

Reinhold S. Jäger
Bildungsforschung von unten her:
Von der Notwendigkeit, den local educational scientist einzuführen

Bildungsforschung kommt vor allem mit Blick auf eine Handlungsorientierung von Lehrkräften auf der Ebene einer Klasse bzw. Lerngruppe nicht voran. Deshalb wird in diesem Diskussionspapier zunächst begründet, weshalb eine andere Zugangsweise als bislang in der Bildungsforschung notwendig ist. Der Begründungszusammenhang orientiert sich an (a) der bislang fehlenden Evidenzorientierung der aktuellen Bildungsforschung, (b) der gegebenen Heterogenität von Klassen, Schulen, Lehrkräften und Bundesländern, (c) dem demographischen Problem in der Bildung, (d) der fehlenden Evaluationskultur in der Bildung und (d) der Notwendigkeit, Wissen und Erfahrungen im Kontext von Schule und Unterricht zu tradieren und verfügbar zu machen. Als alternativer Zugang wird die Funktion eines local educational scientist (ein lokaler Schulwissenschaftler) – ein vor Ort in der Schule tätiger Bildungsforscher – vorgeschlagen, der eine qualifizierte wissenschaftliche Funktion innerhalb einer Schule einnimmt und die Aufgabe hat, Bildungsforschung im Format bottom up zu betreiben. Seine Funktion mit Blick auf das Diagnostizieren, Dokumentieren und Evaluieren wird beschrieben und exemplifiziert. Es wird auch erörtert wie dieser alternative Zugang finanziert werden kann und wo hierbei die Bildungsforschung bisheriger Provenienz in Zukunft angesiedelt sein wird.

Schlagwörter: local educational scientist – Evidenzforschung – Bildungsforschung – Diagnostik – Dokumentation – Evaluation

Jasmin Römer und Martin Rothland
Klassenführung in der deutschsprachigen Unterrichtsforschung:
Ein kritischer Überblick zur Operationalisierung und empirischen Erfassung

Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags steht eine kritische Analyse der Instrumentarien zur empirischen Erfassung von Klassenführung in der deutschsprachigen Forschung. Verschiedene Untersuchungen werden analysiert und in Abhängigkeit von der jeweiligen Operationalisierung des Merkmals Klassenführung systematisiert. Die Studien unterteilen sich in Large-Scale-Studien und Einzeluntersuchungen (darunter überwiegend videobasierte Unterrichtsstudien). Erfasst und reflektiert werden die Schwerpunkte und das damit verbundene Potential, aber auch die Grenzen der aktuellen Forschungspraxis zur Klassenführung in der Schul- und Unterrichtsforschung. Darauf basierend werden abschließend weiterführende Fragen für notwendige Entwicklungen hinsichtlich der Operationalisierung und empirischen Erfassung diskutiert.

Schlagwörter: Instrumentenanalyse – Klassenführung – Messung – Ratings

Bibliographische Angaben

Autor*innen Die Herausgeber und die Redaktion
Christian Wandeler
Alois Niggli
Caroline Villiger
Marcel Aebischer
Philippe Leopold
Britta Kohler
Markus Gebhardt
Susanne Schwab
Lena Nusser
Marco G. P. Hessels
Sabine Bünger
Diana Raufelder
Reinhold S. Jäger
Jasmin Römer
Martin Rothland
Band/Heft 2
Erscheinungsjahr 2015
Jahrgang 29
ISSN 0931-5020
Seiten 140
Sprache Deutsch
Bindung Softcover