Empirische Pädagogik 2015 – 29 (1):

Ökonomische Kompetenzen in Schule, Ausbildung und Hochschule

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Inhalt

Stephan Schumann und Franz Eberle
Editorial
Franz Eberle
Die Förderung ökonomischer Kompetenzen zwischen normativem Anspruch und empirischer Rationalität
– am Beispiel der Schweizer Sekundarstufe II

Die Diskussion um die Förderung ökonomischer Kompetenzen beschränkt sich aktuell in der deutschen Wirtschaftspädagogik zu einem überwiegenden Teil auf die Berufsbildung, und sie legt damit den Fokus auf die wirtschaftsberufliche Sicht der Wirtschaftsbildung. Die in den letzten Jahren in Deutschland aufgekommene Diskussion zur Notwendigkeit wirtschaftlicher Bildung an allgemeinbildenden Schulen wird vornehmlich außerhalb der Wirtschaftspädagogik geführt. Die Schweiz kennt hingegen schon lange die Tradition der Vereinigung beruflicher und nicht beruflicher Zielrichtungen ökonomischer Bildung unter dem gleichen disziplinären Forschungsdach. Die Frage der Modellierung ökonomischer Kompetenz im umfassenden Sinne stellt sich hier deshalb nochmals komplexer dar und muss je nach Bildungszielen der verschiedenen Schultypen unter-schiedlich erfolgen und normative Grundlegungen besonders sorgfältig einbeziehen. Der vorliegende Beitrag greift das aktuelle Desiderat der Verknüpfung von ausreichend begründeten, normbasierten Bildungszielen mit einer empirisch fundierten Kompetenzforschung und -modellierung auf und stellt exemplarisch entsprechende Überlegungen sowohl für das allgemeinbildende Gymnasium als auch für die kaufmännische Berufsbildung in der Schweiz an.

Schlagwörter: allgemeines Wirtschafts- und Gesellschaftsverständnis – kaufmännische Kompetenz – normative Grundlegung von Bildungszielen – wirtschaftsberufliche Ausbildung – wirtschaftsbürgerliche Kompetenz

The debate concerning the promotion of economic competences in business educational theory in Germany is currently largely restricted to vocational training, thus focusing on a business career standpoint within business education. The discussion which has emerged in Germany over the last few years regarding the need for business and economic education at general education schools, is primarily taking place away from the business education sector. Switzerland, however, has a long tradition of combining vocational and non-vocational business and economic education objectives under the same disciplinary research umbrella. In this instance, the question of comprehensively modelling economic competences is therefore somewhat more complex; depending on the educational objectives of different school types, it must be considered and differentiated whilst conscientiously bearing normative aims in particular in mind. This article takes up the latest desideratum for linking clearly substantiated, normbased educational objectives with empirically established competence research and modelling, and makes appropriate exemplary observations regarding general education grammar schools, as well as commercial vocational education in Switzerland.

Keywords: general understanding of economics and society – commercial competences – norm-based educational objectives – business career education – civic economic competences

Stephan Schumann und Michael Jüttler
Mit guten Wirtschaftskenntnissen zum Wirtschaftsstudium?
Zum Zusammenhang zwischen den ökonomischen Kompetenzen und der Studienaspiration von Lernenden am Ende der Sekundarstufe II

Der Beitrag beleuchtet das Verhältnis zwischen den ökonomischen Kompetenzen von Deutsch-schweizer Lernenden im letzten Jahr des Gymnasiums bzw. der Berufsmaturitätsschule (BMS) und deren Aspiration, Wirtschaft zu studieren (N = 2.328). Es zeigt sich, dass die Lernenden im jeweiligen wirtschaftlichen Profil (Gymnasium: Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht, BMS: kaufmännische Richtung) signifikant häufiger zur Aufnahme eines Wirtschaftsstudiums tendieren. Der für die BMS deutlich stärker ausfallende Effekt ist u.a. durch die Zugangsberechtigungen zu den Schweizer Fachhochschulen zu erklären. Aber auch unter Kontrolle dieses Profileffekts lassen sich weitere Effekte beobachten. Neben dem aus der Literatur bekannten Geschlechtseffekt wird der Einfluss der ökonomischen Kompetenzen deutlich. Dabei zeigt sich ein signifikanter positiver Einfluss des ökonomischen Wissens und Könnens. Ein markant stärkerer Einfluss geht jedoch von den Einstellungen der Lernenden zur Wirtschaftskunde aus.

Schlagwörter: ökonomische Kompetenzen – Studienaspiration – Schweiz – Gymnasium – Berufsmaturität – Übergang

This study focuses on the interrelation of economic competencies of Swiss students at the end of Baccalaureate School (BS) or Federal Vocational Baccalaureate School (FVBS) and their aspirations to study economics (N = 2.328). It becomes apparent, that students with an economic school profile (BS: subject ‘Economics and Law’; FVBS: commercial profile) more often tend to start an economic study programme. The stronger effect in FVBS can be explained, inter alia, by the admission requirements of Swiss universities of applied sciences. However, under control of that effect other effects can be observed, too. Besides the well-known gender effect, the influence of economic competencies becomes meaningful. In this context, a significantly positive impact of economic knowledge and skills can be observed. Furthermore, a more prominent influence of students’ attitude towards economics can be identified.

Keywords: economic competencies – tertiary education – switzerland – vocational education

Viola Katharina Klotz und Esther Winther
Kaufmännische Kompetenz im Ausbildungsverlauf
– Befunde einer pseudolängsschnittlichen Studie

Der Beitrag befasst sich zunächst mit einer theoretischen und empirischen Beschreibung domänenverbundener und domänenspezifischer Kompetenz. Hieran anknüpfend wird aus einer Entwicklungsperspektive der Frage nachgegangen, inwieweit sich eine Modellierung der kaufmännischen Domäne über domänenverbundene und domänenspezifische Kompetenzaspekte als stabil über den Verlauf der beruflichen Erstausbildung erweist oder inwieweit sich Strukturveränderungen einstellen. Methodisch wird hierzu auf Verfahren der Item-Response-Theorie sowie auf Strukturprüfungen, Korrelationsanalysen und Effektstärkentests zurückgegriffen. Diese Verfahren werden auf N = 877 Auszubildende im Berufsbild Industriekaufmann/Industriekauffrau bezogen. Im Ergebnis erweist sich ein Strukturmodell, bestehend aus domänenverbundener und domänenspezifischer Kompetenz, als stabil über den Ausbildungsverlauf (konfigurale Invarianz). Die beiden Strukturdimensionen korrelieren jedoch am Ende der kaufmännischen Erstausbildung signifikant stärker als zu Beginn (z = 6.99; q Fisher = .48; p = .000), was als eine zunehmende kognitive Vernetzung beider Kompetenzdimensionen gedeutet werden kann.

Schlagwörter: Kompetenz – Assessment – Kompetenzentwicklung – Konzeptintegration – Domäne

Economic competence in initial commercial education and training is related to the interplay between general and occupation specific competences on the basis of which trainees will acquire the competence to make business decisions in real working situations. This paper therefore refers back to a theoretical and empirical description of economic competence comprising domain-linked and domain-specific competence. Subsequently, it is investigated from a developmental perspective to what extent commercial domain modelling via domain-linked and domain-specific aspects of competence can be considered stable throughout initial vocational training or whether structural changes occur. For this purpose, item-response-based modelling as well as structure evaluations, correlation analyses and effect size testing are resorted to. These methods are applied to the empirical basis of N=877 apprentices in the occupation of industrial managers.

Keywords: competence – assessment – competence development – vocational education – domain-specific

Susanne Weber, Michaela Wiethe-Körprich, Sandra Bley, Christine Weiß und Frank Achtenhagen
Intrapreneurship-Verhalten an kaufmännischen Arbeitsplätzen
– Analysen von Projektberichten

Unumkehrbare Änderungen im sozialen und ökonomischen Bereich erfordern zu ihrer Bewältigung neue Fähigkeiten, die international auch als ‚21st Century Skills‘ bezeichnet werden. Dabei ist Intrapreneurship (IP)-Verhalten eine dieser zentralen Fähigkeiten. Aus diesem Grund wurde Intrapreneurship als Ziel- und Inhaltsbereich explizit in die Lehrpläne der deutschen kaufmännischen Ausbildung eingeführt. Um nach 10 Jahren fragen zu können, ob es gelungen ist, Intrapreneurship (IP)-Verhalten angemessen zu entwickeln, geht es in diesem Beitrag in einem ersten Schritt um die Modellierung und Validierung eines IP-Kompetenzmodells. Die Modellierung erfolgt theorie- und curriculum-geleitet. Die Validierung erfolgt mittels ex post-Analyse der für die Abschlussprüfung einzureichenden Projektberichte von Industriekaufleuten (N=205). Basis bildet eine querschnittliche ad-hoc Stichprobe. Zur Datengewinnung wurden diese „Alltags“-Assessments entsprechend des in ihnen zu identifizierenden Gehalts von Intrapreneurship-Verhalten kategorisiert. Die Daten wurden inhaltsanalytisch aufgearbeitet, Rasch-skaliert und varianzanalytisch untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass wir unser theoretisches Kompetenzmodell anhand der empirischen Daten validieren konnten. Zudem zeigt sich, dass es möglich ist, im Rahmen der kaufmännischen Berufsausbildung ein Intrapreneurship-Verhalten an kaufmännischen Arbeitsplätzen zu entwickeln. Die Ergebnisse bieten eine solide Basis sowohl für ein „model-based measurement“ als auch für ein „evidence-based teaching“.

Schlagwörter: Intrapreneurship-Kompetenz – berufliche Bildung – kaufmännische Berufsausbildung – Rasch-Analysen

Rapid changes in social and economic life claim for new and other so-called 21st Century Skills. Especially, intrapreneurship behavior is seen as such decisive ability. Therefore, this skill became explicitly part of the codified curriculum for German commercial apprenticeships. For asking after 10 years of implementation whether the apprenticeship system succeeded in developing “intrapreneurship” behavior at the workplace, we model within a first step a theory-based competence model of IP. Within this study we validate this model by running an ex post document analysis of final exam papers of “industrial clerks” (N=205). We categorized the exam papers (‘everyday”-assessments) according to different rubrics of “intrapreneurial” behavior. The data won were analyzed by content analysis, Rasch scaling and analysis of variances. The results show that it is possible to create intrapreneurial activities at the workplace. The results built a solid basis for a “model-based measurement” as well as for an “evidence-based teaching”.

Keywords: intrapreneurship competence – vocational education and training (VET) – IRT analysis

Susanne Schmidt, Sebastian Brückner, Olga Zlatkin-Troitschanskaia und Manuel Förster
Das wirtschaftswissenschaftliche Wissen in der Hochschulbildung
– eine Analyse der messinvarianten Erfassung finanzwirtschaftlichen Fachwissens bei Studierenden

Die valide Erfassung des (wirtschaftswissenschaftlichen) Fachwissens von Studierenden und die darauf basierenden Subgruppenvergleiche stellen ein stetig bedeutender werdendes Forschungsfeld im Hochschulbereich dar. Eine kritische Prüfung, ob die für die Vergleiche genutzten Testergebnisse eine objektive und valide Aggregation der Aufgabenscores in einzelnen Subgruppen repräsentieren und solche Vergleiche generell zulässig sind, wird jedoch selten vorgenommen. Im vorliegenden Beitrag wird die messinvariante Erfassung des Fachwissens in einer zentralen wirtschaftswissenschaftlichen Subdomäne „Finanzwirtschaft“ bei männlichen und weiblichen Studierenden mittels einer mehrschrittigen Messinvarianzanalyse näher untersucht. Nach der Testdefinition des Konstrukts finanzwirtschaftlichen Fachwissens wird das methodische Vorgehen zur Prüfung konfiguraler, metrischer und skalarer Messinvarianz erläutert, die anschließend auf Basis der Daten aus dem Projekt WiwiKom erfolgt. Die Analysen zeigen, dass mittels des WiwiKom-Tests das finanzwirtschaftliche Fachwissen bei weiblichen und männlichen Studierenden messinvariant erfasst wird, sodass Subgruppenvergleiche vorgenommen werden können. Bei einer Testaufgabe zeigen sich jedoch Abweichungen vom spezifizierten Messmodell, welche vor dem Hintergrund seiner weiteren Verwendung kritisch diskutiert werden.

Schlagwörter: finanzwirtschaftliches Wissen – Hochschulbildung – Messinvarianz – valide Messung – WiwiKom-Test

An increasingly important research area in higher education is the valid assessment of students’ business and economic knowledge and consequent comparisons of sub-groups. However, most studies do not critically examine whether general preconditions for the comparison are met, that is, whether the assessment results for the comparison indeed represent objective and valid item score aggregates of the sub-groups to be compared. In the present paper, we examine general comparability of financial knowledge between female and male students using a multi-step anal-ysis of measurement invariance. After introducing the construct definition of financial knowledge from the test instrument and explaining our methodological approach of testing configural, met-ric and scalar invariance, we present the analysis results for data from the WiwiKom project. The analyses showed that the WiwiKom test provides an invariant measure of financial knowledge for comparisons between female and male students. One test item showed variant results for the specified measurement model, and we critically discuss its further use.

Keywords: financial knowledge – higher education – measurement invariance – valid assessment – WiwiKom-test

Jürgen Seifried und Eveline Wuttke
Was wissen und können (angehende) Lehrkräfte an kaufmännischen Schulen?
Empirische Befunde zur Modellierung und Messung der professionellen Kompetenz von Lehrkräften

In der aktuellen Diskussion zur Bedeutung der Lehrperson für gelingenden Unterricht („Auf den Lehrer kommt es an“, Lipowsky, 2006, siehe auch Hattie, 2009) wird vermehrt nach dem Stand des Wissens von (angehenden) Lehrpersonen gefragt. Hierzu liegen mittlerweile einige international vergleichende Studien vor. Dabei orientiert sich die Modellierung der professionellen Kompetenz von Lehrkräften häufig am viel zitierten Ansatz von COACTIV. Für den Bereich der Wirtschaftspädagogik lässt sich nach wie vor eine Forschungslücke ausmachen. Aus empirischer Perspektive liegen indes nur wenige Befunde vor, die kaum Rückschlüsse auf den Stand des Wissens von (angehenden) Lehrkräften an kaufmännischen Schulen zulassen. Benötigt werden Erkenntnisse sowohl über den Stand des Wissens/der Kompetenzen am Ende der universitären Ausbildung als auch über die Entwicklung der Fähigkeiten über die Zeit hinweg. Im vorliegenden Beitrag greifen wir dieses Forschungsdefizit auf und berichten zusammenfassend über unsere Arbeiten zum Wissen und Können von Lehrkräften im kaufmännischen Bereich.

Schlagwörter: fachdidaktisches Wissen – Fachwissen – angehende Lehrkräfte – Hochschulsektor – Wirtschaftspädagogik

Current research on teaching and instruction highlights the significance of teacher competence for learner achievement (“The teacher matters”, Lipowsky, 2006; Hattie, 2009). In this context, there is an increasing interest in (prospective) teachers’ knowledge; and a number of international comparative studies deal with this topic. Here, the modeling of the professional competence of teachers is often based on the widespread approach of the German COACTIV-study. However, a research gap exists in the area of Business and Economics Education regarding the state of teachers’ competencies. From an empirical perspective, there are only few results, which hardly allow conclusions about the state of knowledge of (prospective) teachers in vocational schools in the commercial sector. Research both on the state of knowledge / skills at the end of higher education and the development of skills over time is needed. In this paper we draw on this research gap and report on our work on knowledge and skills of teachers in the commercial sector.

Keywords: pedagogical content knowledge – content knowledge – student teachers – higher education – business and economics education

Bibliographische Angaben

Autor*innen Stephan Schumann
Franz Eberle
Michael Jüttler
Viola Katharina Klotz
Esther Winther
Susanne Weber
Michaela Wiethe-Körprich
Sandra Bley
Christine Weiß
Frank Achtenhagen
Susanne Schmidt
Sebastian Brückner
Olga Zlatkin-Troitschanskaia
Manuel Förster
Jürgen Seifried
Eveline Wuttke
Band/Heft 1
Erscheinungsjahr 2015
Jahrgang 29
ISBN-13 978-3-944996-16-5
ISBN-10 3-944996-16-X
ISSN 0931-5020
Seiten 148
Sprache Deutsch
Bindung Softcover